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17.03.2025

Da kommt was Grosses auf uns zu

Mit dem Ioniq 9 baut Hyundai seine Stromer-Palette nach oben aus. Der grosse SUV bietet bis sieben Sitze, eine Reichweite bis 620 Kilometer und jede Menge Luxus.

Da kommt was Grosses auf uns zu Test

Die markante Front des Hyundai Ioniq 9 beeindruckt mit einem durchgängigen Pixel-Tagfahrlicht.

Text: Dave Schneider

Hyundai hat sich in den vergangenen Dekaden enorm entwickelt. Von der Mauerblümchen-Marke mit Billig-Image haben sich die Südkoreaner innert weniger Jahre zum globalen Player mit sexy Modellen und führender Technik gemausert. Inzwischen gehört der Hyundai-Konzern mit seinen drei Marken Hyundai, Kia und Genesis zu den drei grössten Automobilherstellern weltweit mit rund 7,3 Millionen verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr. Die Marke Hyundai selbst trug mit 4,1 Millionen verkauften Einheiten massgeblich zu diesem Erfolg bei.

Besonders im Bereich der Elektromobilität haben sich die Koreaner eine starke Marktposition erarbeitet. Mit der innovativen 800-Volt-Plattform E-GMP, die für verschiedene Modelle aller drei Marken zum Einsatz kommt, wurden neue Massstäbe gesetzt. Diese Elektro-Architektur hat nicht nur eine breite Palette an E-Modellen in kürzester Zeit ermöglicht, sondern dem Konzern eine führende Rolle in der Elektromobilität eingebracht. 

Das elektrische Modellangebot der Marke Hyundai unterteilt sich in die rein elektrischen Ioniq-Modelle sowie in andere Baureihen, die gleichzeitig auch mit Verbrennungs- oder Hybridantrieben erhältlich sind. Die Ioniq-Familie wird nun nach oben ausgeweitet und erhält mit dem luxuriösen SUV Ioniq 9 ein neues Flaggschiff – über fünf Meter lang, mit bis zu sieben Sitzen, 620 Kilometern Normreichweite und mit Ausstattungs-Features, die selbst die deutschen Premiumherstellern mit der Zunge schnalzen lassen. 

Das alles klingt so spannend, dass wir für eine erste Probefahrt um den halben Globus nach Korea geflogen sind. Ab August kann der Ioniq 9 dann auch bei uns gefahren werden. Schon der erste Blick auf das Testfahrzeug begeistert: Der Ioniq 9 sieht schon von aussen sehr hochwertig und edel aus, hat eine starke Präsenz auf der Strasse und sorgt entsprechend für Aufsehen. Besonders auffällig ist das durchgängige Pixel-Tagfahrlicht an der Front, das sich über die gesamte Fahrzeugbreite zieht. 

Der Innenraum steht dem äusseren Eindruck in nichts nach. Das Ambiente wirkt hochwertig und luxuriös – und das ist bemerkenswert, schliesslich Hyundai spielt preislich eine Liga tiefer als die etablierten Premiumhersteller aus Deutschland, doch mit denen kann der neue Ioniq 9 locker mithalten, zumindest in der von uns gefahrenen Topversion «Calligraphy».

Der Ioniq 9 bietet im Innenraum Platz ohne Ende – der üppige Radstand von 3,13 Metern macht sich hier bezahlt. Der SUV bietet bis zu sieben Sitze, wobei die Topversion nur ein Sechsplätzer ist, mit zwei feudalen «Relax-Sitze» in der zweiten Reihe, die nicht nur in eine komfortable Lounge-Position gebracht, sondern auch um 180 Grad gedreht werden können. Auch in der dritten Reihe sitzt man verhältnismässig bequem, der Zugang dahin ist auch für Unsportliche zu schaffen. Praktisch: Das Umklappen der Sitze in der zweiten und dritten Reihe funktioniert elektronisch und kann auch bequem vom Kofferraum aus bedient werden. 

Überall im Fahrzeug sind praktische Ablagen, Steckdosen und beleuchtete USB-C-Anschlüsse verteilt – im Kofferraum gibt es zudem eine «Vehicle-to-Load»-Steckdose für externe Geräte. Die um 19 Zentimeter verschiebbare Mittelkonsole in der ersten Reihe lässt sich auch von der zweiten Reihe aus öffnen – sie fasst 5,6 Liter Stauraum in der oberen Ablage sowie 12,6 Liter in der unteren Schublade. Und apropos Stauraum: Mit aufrechter dritter Sitzreihe passen noch immer bis zu 338 Liter in den Kofferraum, sind alle umgeklappt werden daraus 2419 Liter. Hinzu kommt ein «Frunk», also ein kleiner Laderaum unter der Fronthaube, der in der Version mit Heckantrieb 88 Liter und in der Allradversion 52 Liter fasst.

Schon auf den ersten Metern fällt auf, wie komfortabel und kultiviert der Ioniq 9 abrollt. Der Innenraum ist sehr gut schallisoliert, was das hochwertige Fahrgefühl zusätzlich verstärkt. Hierzu trägt auch die hervorragende Aerodynamik bei – der Luftwiderstands-Beiwert (Cw) von 0,26 mit Kamera-Aussenspiegeln respektive 0,27 mit herkömmlichen Spiegeln ist für einen solch grossen SUV herausragend. Und apropos digitale Spiegel: Die Koreaner haben dieses umstrittene Feature vorbildlich gelöst, mit gut im Sichtfeld platzierten Monitoren und einem hellen, kontrastreichen Kamerabild. Natürlich sind aber auch klassische Aussenspiegel erhältlich.  

Was sich ebenfalls bald zeigt: Eine Hecklenkung, wie sie inzwischen viele grosse Fahrzeuge besitzen, hätte auch dem über fünf Meter langen Hyundai gutgetan – leider gibt es dieses Feature aber nicht, genauso wenig wie eine Luftfederung. Doch die braucht der Ioniq 9 gar nicht, das Fahrwerk mit klassischen Stahlfedern macht auch so einen guten Job. Ansonsten gibt es am Fahrverhalten nichts zu bemängeln, der Koreaner fährt unaufgeregt durch Kurven, ohne gross zu wanken, und das hohe Gewicht von mindestens 2470 Kilogramm macht sich höchstens beim Anbremsen bergab bemerkbar.

Die Motorenpalette umfasst eine Long-Range-Version mit Heckantrieb (160 kW217 PS) oder mit Allradantrieb (230 kW/313 PS), darüber rangiert die Topvariante Performance mit Allradantrieb und 320 kW/435 PS. Alle Versionen laden dank 800-Volt-Technik ultraschnell mit bis zu 260 kW (DC) – gemäss Hersteller vergehen so für das Laden von 10 auf 80 Prozent im Idealfall nur 24 Minuten. Zuhause an der Wallbox lädt der Ioniq 9 immerhin mit 11 kW (AC).

Mit der hohen Reichweite, dem schnellen Ladetempo und seinem luxuriösen Innenraum ist der Hyundai Ioniq 9 ideal für grosse Familien und für lange Strecken. Der grosse Elektro-SUV ist ein sehr geräumiger, vielseitiger, komfortabler und angenehm zu fahrender SUV, der nicht nur im Heimmarkt Korea, sondern auch in der Schweiz gut ankommen dürfte. Die Markteinführung beginnt im August, Preise sind noch nicht bekannt. 

 

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