Schweizer Mineralölmarkt kritisiert die politischen Vorgaben
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Ende März lud Avenergy Suisse seine Mitglieder zu einer Informationsveranstaltung über die aktuellen klimapolitischen Entwicklungen im In- und Ausland ein. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie sich die Zielvorgaben der Politik im Markt auswirken werden.
Eingangs erläuterten Martin Stucky, Roland Bilang und Bernhard Wüest von Avenergy Suisse in kurzen Einführungsreferaten die derzeit hängigen politischen Geschäfte, welche den Heizöl- und Treibstoffmarkt in Zukunft massgeblich beeinflussen dürften. Anschliessend ging es um eine Einschätzung der Entwicklungen im Markt unter dem Einfluss dieser Regelwerke.
Marco Berg, Geschäftsführer der Stiftung KliK, zeigte auf, wie sich die wachsende Kompensationspflicht der Treibstoffimporteure bis ins Jahr 2030 erfüllen lässt. Als Knackpunkt erweisen dürfte sich die nun neu vorgesehene Auslandkompensation; sie bedarf eines deutlich grosszügigeren Zeithorizonts als vom künftigen CO2-Gesetz vorgesehen, da man sich mit diesen Projekten auf Neuland begibt. Auch vermisst Berg eine ehrliche Diskussion über die Kosten, die aus der künftigen Kompensationsverpflichtungen erwachsen werden. Es sei nicht rational, sowohl den Kompensationssatz als auch den Kostendeckel für die Massnahmen vorzuschreiben.
In dieselbe Kerbe schlug auch Martin Joss, Geschäftsführer von Biofuels Schweiz. Er kam zum Schluss, dass die angestrebten Mengen an biogenen Treibstoffen sehr wohl erzielbar sind, wenn eine entsprechende Zahlungsbereitschaft vorhanden ist. Aufgrund des politisch verordneten steten Nachfragewachstums nach erneuerbaren Energieträgern werden diese voraussichtlich teurer. Daran ändert auch die in Zukunft ermöglichte Einfuhr von massenbilanzierten Biotreibstoffen wenig, wenn diese der Mineralölsteuer unterstellt werden.
Von weiteren Widersprüchen handelten die Ausführungen von Bernhard Wüest hinsichtlich der europäischen Vorschriften für die Produktion von grünem Wasserstoff. Diese sind derart eng gefasst, dass man sich einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft eigentlich nicht vorstellen könne, schloss Wüest. Davon wird die Schweiz betroffen sein, da sie auf einen international funktionierenden Wasserstoffmarkt angewiesen ist.
Martin Rahn von der Carbura zählte schlussendlich die Herausforderungen auf, die sich für die Pflichtlagerhaltung ergeben, wenn die Überführungspflicht auch auf die Pflichtlagermengen ausgedehnt würde. Eine Ausnahmeregelung, wie sie derzeit für die Landesverteidigung vorgesehen ist, müsste es seiner Ansicht nach unbedingt auch für die Versorgungssicherung geben.
Unter der Leitung von Fabian Bilger nahmen anschliessend Barbara Mühlemann (Country President Switzerland, Varo Energy Marketing AG), Philip Kristensen (Geschäftsführer Aerosuisse), Andreas Imbach (Geschäftsführer Tanklager Rümlang) und Marco Berg einen weiteren Realitätscheck vor.
Für die Lager und Logistik stelle das Sustainable Aviation Fuel (SAF) aktuell zwar keine Herausforderungen dar, hingegen bezweifelten alle Podiumsteilnehmer, ob es rechtzeitig in den gesetzlich vorgeschriebenen Mengen verfügbar sein werde. Die Flugwirtschaft sieht zudem keinen Sinn darin, SAF von den ausländischen Produktionsstandorten in die Schweiz zu transportieren, um sie hier zu vertanken, sondern wünscht sich eine Zertifikatslösung.
Man stehe in einem internationalen scharfen Preiswettkampf und könne sich daher keine nationalen oder regionalen Sonderlösungen vorstellen, führte Kristensen aus. Alle Podiumsteilnehmer vermissten bei den gesetzlichen Vorgaben einerseits die Realitätsnähe und andrerseits die langfristige Investitionssicherheit für ihre jeweiligen grossen Projekte. So blieb denn auch die über allem schwebende Gretchenfrage im Raum stehen: wer soll die Energie- und Klimawende schlussendlich bezahlen? (rk/pd)
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