Für den Ford Mondeo hat das letzte Stündlein geschlagen
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Ford bricht auf zu neuen Ufern und schickt den Mondeo in den Ruhestand. Am 31. März 2022 rollte der letzte Mondeo vom Band – jener Baureihe, die lange Zeit als Herzstück der Marke galt und übernächstes Jahr 30 Jahre alt geworden wäre.
Kaum eine Entscheidung könnte den Wandel bei Ford deutlicher machen als der Abschied aus der Mittelklasse, den die Kölner am 31. März nächsten Jahres vollziehen werden. Denn auf dieses Datum ist der Produktionsstopp des Mondeo terminiert.
Ford begründet den Schritt mit der bevorstehenden Total-Elektrifizierung der Marke. Ab 2030 will man – jedenfalls in Europa, wo die EU-Kommission dieses Projekt mit besonderem Engagement vorantreibt – nur noch E-Autos feilbieten. Tatsächlich dürfte es aber auch noch einen weiteren Grund geben. Das Käuferinteresse verschiebt sich in Richtung der modernen Crossover-SUV, deren Vorteile einer erhöhten Sitzposition und bei gleichem Innenraum kleineren Verkehrsfläche nicht mehr mit irgendwelchen Nachteilen erkauft werden müssen.
Als der Mondeo erstmals 1993 vorgestellt wurde, führte er die stolze Historie der Modelle Taunus, Cortina und schliesslich Sierra fort, präsentierte sich allerdings als echtes «Weltauto». Die US-amerikanischen Schwestermodelle Ford Contour und Mercury Mystique teilten mit ihm zahlreiche Bauteile, weit mehr jedenfalls als beim 1980er-Escort, dem berühmten Projekt Erika, bei dem die Ähnlichkeiten zwischen US- und Europa-Modell rein stilistisch blieben.
Doch der Ansatz funktionierte auch diesmal nicht: Contour und Mystique, als Mondeo auf europäische Grössenverhältnisse zugeschnitten, waren den Amerikanern zu klein. Daran konnte auch das als zweite Modellgeneration titulierte Facelift mit den riesigen, in der US-Version noch überzeichneter wirkenden Scheinwerfern nichts ändern.
Die ab 2000 gebaute dritte Mondeo-Generation, unter Chefdesigner J Mays in kühlem, von Audi beeinflussten Stil gezeichnet, blieb weitgehend ein europäisches Auto, während Ford USA auf die Mazda-6-Plattform umschwenkte. Wie bei den ersten beiden Generationen gab es seidenweiche und leistungsstarke V6-Motoren. 2007 folgte die ungemein elegant gezeichnete vierte Generation, nunmehr von einem Volvo-Fünfzylinder-Turbo gekrönt.
2012 schliesslich deutete sich an, dass USA und Europa wieder zusammengeführt werden. Damals wurde der Ford Fusion für die USA gezeigt, 2014 kam er als Mondeo nach Europa. Seit 2015 gibt es ihn übrigens als liebevoll ausstaffiertes Spitzenmodell namens Vignale, das an die Stelle der früheren Ghia-Varianten getreten ist. Die Bezeichnung Ghia galt den Marketing-Experten als altbacken, während Automobilhistoriker sich an dem Umstand delektieren, dass die Designschmiede Vignale einst von Ghia übernommen worden war, bevor sich Ford im Jahre 1973 beide Marken einverleibte.
Was es nicht mehr gibt, sind die leistungsstarken Otto- und Dieselmotoren mit bis zu 240 und 209 PS, so dass der Appeal des Mondeo mittlerweile deutlich abgenommen hat. Dafür gibt es jetzt Hybride.
In den USA erklomm das Mondeo-Schwestermodell Fusion von 2017 bis 2019 mit einem 330 PS starken 2,7-Liter-V6-Turbo noch einen einsamen Höhepunkt und diente dort auch als Basis für Prototypen vollautonomer Konzepte. Nun ist der Mondeo noch ein Jahr lang zu haben. (pd/ir)