Elektro-Anteil steigt – doch Markt schwächelt wegen wirtschaftlicher Unsicherheit
Posted by: Fabio Simeon
Der Schweizer Nutzfahrzeugmarkt kämpft im ersten Halbjahr 2025 mit deutlichen Rückgängen, trotz steigender Nachfrage nach Elektromobilität. Insgesamt wurden 18’589 neue Nutzfahrzeuge registriert – ein Minus von 17,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hauptgründe sind die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und politische Unklarheiten bei CO₂-Grenzwerten sowie Abgabenregelungen.

Symbolbild: Der Maxus eDeliver7 zählt zu den lokal emissionsfreien Nutzfahrzeugen.
Der Schweizer Nutzfahrzeugmarkt befindet sich zur Jahresmitte 2025 in einer angespannten Lage. Mit 18’589 neuen Zulassungen in den ersten sechs Monaten liegt das Ergebnis 17,2 Prozent unter dem Vorjahr, als noch 22’440 Fahrzeuge neu registriert wurden. Die Ursachen liegen vor allem in der unsicheren Wirtschaftslage und den komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen. Neue, strengere CO₂-Vorgaben, geplante Änderungen bei der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) sowie internationale Handelskonflikte bremsen Investitionen und schaffen eine vorsichtige Haltung bei den Fuhrparkbetreibern.
Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang bei Wohnmobilen, deren Neuzulassungen um über 25 Prozent zurückgingen – ein Zeichen dafür, dass der Corona-bedingte Camping-Boom spürbar nachlässt. Generell setzen viele Unternehmen Ersatzinvestitionen aus, da sie die wirtschaftliche Entwicklung abwarten wollen.
Trotz des schwachen Gesamtmarkts nimmt der Anteil vollelektrischer Nutzfahrzeuge zu. 17,2 Prozent aller neu zugelassenen schweren Lastwagen (über 3,5 Tonnen) waren im ersten Halbjahr elektrisch – eine Verdoppelung gegenüber 2024, als der Anteil bei 8,4 Prozent lag. Gründe dafür sind das wachsende Angebot, bestehende LSVA-Befreiungen und Kompensationen für den Nutzlastverlust. Elektrische Antriebe werden so wirtschaftlich attraktiver, ohne die Transportkapazität einzuschränken.
Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen (bis 3,5 Tonnen) sank die Zahl der Neuzulassungen auf 13’539, was einem Rückgang von 15,2 Prozent entspricht. Diese Fahrzeugklasse gilt als Konjunkturbarometer, da sie vor allem von Handwerkern und KMU für Lieferungen und Transporte genutzt wird. Positiv ist der gestiegene Anteil reiner Elektro-Lieferwagen auf 10,7 Prozent (Vorjahr 5,8 %) sowie das wachsende Segment der Plug-in-Hybride mit 1,3 Prozent Marktanteil.
auto-schweiz-Direktor Thomas Rücker sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: „Der Anstieg der elektrischen Nutzfahrzeuge ist erfreulich, doch der Gesamtmarkt schrumpft. Zudem bereiten uns die fehlenden verlässlichen Rahmenbedingungen Sorge, etwa beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, der LSVA oder der Energiepreispolitik.“ Die rückwirkende Einführung der CO₂-Verordnung kritisiert er als hinderlich für Investitionssicherheit. Er fordert mehr Rücksicht auf wirtschaftliche Realitäten und Investitionszyklen, um den Güterverkehr langfristig zu stärken.
Für das Gesamtjahr 2025 rechnet auto-schweiz mit einer leichten Erholung im zweiten Halbjahr. Vorausgesetzt, die geopolitische Lage stabilisiert sich und die Nachfrage nach klimafreundlichen Transportlösungen bleibt bestehen, prognostizieren die Mitglieder etwa 28’000 leichte und 3’900 schwere neue Nutzfahrzeuge. Rücker betont, dass der Umstieg auf alternative Antriebe unumkehrbar sei und stabile politische Rahmenbedingungen für die Defossilisierung des Güterverkehrs entscheidend sind.
Die aktuellen Zahlen nach Marken sind auf www.auto.swiss verfügbar. Die Daten basieren auf vorläufigen Erhebungen des Bundes und können noch angepasst werden.