Abschiedsinterview mit Bon Meijer: «Mich können gewisse Touchscreen-Bediensysteme in Rage bringen»
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Bon Meijer, verantwortlich fürs Business Development und Projekte bei der CarNet Management AG, geht Ende Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Im exklusiven Abschiedsinterview mit aboutFLEET wirft der 67-Jährige einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Fahrzeuge und der Branche während seiner 40-jährigen Karriere im Automobilbusiness.
Interview: Rafael Künzle
aboutFLEET: Was sind Ihrer Ansicht nach die markantesten Veränderungen in der Branche während ihrer Karriere?
Bon Meijer: Ich möchte das eher generell betrachten. Die Autobranche ist zwar ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und teils auch ein sehr rasch reagierender Barometer. Aber das Aufkommen vom Internet ist wohl die markanteste Veränderung. Das fällt uns hier in der voll entwickelten Welt nicht immer so auf, dafür aber umso mehr in sogenannt nicht entwickelten Ländern, wo heute schon sehr viele mit dem Smartphone mit der ganzen Welt verbunden sind, wo vor 40 Jahren noch nicht mal ein Telegramm zugestellt werden konnte.
Und welche bei den Automobilen selbst?
Als positiv darf man sicherlich die enorm verbesserte Haltbarkeit der Fahzeugkarrosserien erwähnen. Als Nichtraucher begrüsse ich es, dass neue Fahrzeuge ohne Aschenbecher produziert werden, obwohl der freie Platz nicht immer optimal umgenutzt wird. Zu den negativen Entwicklungen zählt der Fakt, dass die Fahrzeuge von Generation zu Generation immer grösser und schwerer geworden sind. Auch der Umstand, dass bei vielen neuen Modellen Sekundärfunktionen nur noch via Untermenüs auf dem Touchscreen bedient werden können, führt vermehrt zu Ablenkung am Steuer. Und persönlich vermisse ich den CD-Spieler an Bord neuer Autos.
Da Sie die Bedienlogik von modernen Fahrzeugen ansprachen: Was halten Sie von den neuen Infotainmentsystemen mit XL-Screens?
Mich können gewisse Touchscreen-Bediensysteme in Rage bringen, wenn z.B. eine wichtige Funktion gefühlt erst nach vier Mal drücken durch Untermenüs erreicht werden kann.
Sprachassistenten sollen Ablenkungen beim Bedienen von Navi, Infotainment verhindern. Wie sehen Sie das?
Ich persönlich rede nicht gerne mit einem Gerät. Der Sprachassistent ist vielleicht ein gutes Beispiel für eine Entwicklung die notwendig geworden ist, um die Effekte einer Fehl-Entwicklung auszugleichen.
Nicht nur technisch, auch optisch haben sich die Fahrzeuge verändert: höher, länger und breiter. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Jedes Kilogramm bedeutet Ressourcenverbrauch und verursacht damit eine Umweltbelastung. Die Entwicklung hin zu immer grösseren Fahrzeugen steht diametral zum allgemeinen Tenor zur Schonung der Umwelt. Die Politik scheint zudem der Meinung zu sein, dass mit einer Zwangselektrifizierung die negativen Effekte der Massen-Motorisierung eliminiert werden können. Zugegeben, Fahrzeuge verfügen heute über eine sehr gute passive Sicherheit, ich möchte aber gerne Anstrengungen sehen Richtung Reduktion des Fahrzeuggewichtes. Es müsste mit den modernen Materialien doch möglich sein, Fahrzeuge zu konstruieren, welche die gleiche passive Sicherheit aufweisen und über eine bessere relative Raumnutzung verfügen und zu gleicher Zeit die Sicht nach aussen verbessern. Leider verschwinden ganze Lastwagen hinter der heute überbreiten und flach liegenden A-Säulen.
Geht der Wandel der Elektrifizierung der Fahrzeuge in die falsche Richtung?
Es läuft zumindest nicht alles in die richtige Richtung. Beispielsweise die, für die Industrie sehr vorteilhafte Verbrauchs- und Emissions-Prüfnormen für Plug-In Hybrid Fahrzeugen. Die Fahrzeuge an sich und Ihre Antriebssysteme sind technische Perlen und es ist frappant wie unmerkbar jeweils von elektrischem Antrieb auf Verbrennungsmotor- Antrieb gewechselt wird. Leider kommt der Verbrauchs- und Emissionsvorteil nur bei Fahrern zum Tragen, die ihre Fahrzeuge diszipliniert laden. Zum Glück werden ab 2025 die Prüfnormen realistischer gesetzt.
Sie gehen Ende Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Was werden Sie am Berufsleben vermissen?
Die menschlichen Kontakte und gemeinsam etwas zustande zu bringen.
Und auf welche Dinge / Tätigkeiten freuen Sie sich?
Auf meine Fahrräder und die Möglichkeit, beim Radeln mehr Körperfett verbrennen zu können. Zudem freue ich mich, gemeinsam mit meiner Frau, die Welt entdecken zu gehen.
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