31. März 2023

Praxistest: Mit dem Renault Kangoo Van Electric ins Tessin

Der stählerne Gartentisch eines Freundes hatte in seinem SUV kein Platz. Also bot ich ihm an, das Möbel mit dem neuen Renault Kangoo Van Electric in sein Ferienhaus ins Tessin zu fahren. Fast hätte ich es bereut.

Praxistest: Mit dem Renault Kangoo Van Electric ins Tessin

Der Renault Kangoo ist baugleich wie Nissan Townstar und Mercedes Citan, trägt aber das Renault-Familiengesicht.

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Text: Mario Borri

 

Alles begann gut. Trotz frisch gefallenem Schnee kam ich mit dem frontgetriebenen Renault Kangoo Van Electric problemlos im Zürcher Oberland an, um das Möbel des Freundes abzuholen. Der restaurationsbedürftige stählerne Gartentisch, 1,6 Meter auf 80 Zentimeter, hatte im Laderaum locker Platz. Immerhin beträgt das Ladevolumen 3,3 Kubikmeter. Durch die 1,45 Meter breite Open-Sesame-Schiebetüre, einer Exklusivität des Franzosen gegenüber seinen Schwestermodellen Mercedes-Benz Citan und Nissan Townstar, konnten wir den Tisch nicht einladen, durchs Heck ging es problemlos. Ladung mit Spanngurten sichern und los gings.

 

Der 45 kWh grosse Akku war frisch geladen, der Bordcomputer zeigte allerdings nur 200 km Reichweite an. Werksangabe ist 280 km, die Kälte frass offenbar 80 km weg. Weil die Strecke ins Tessin knapp 230 km betrug, konnte ich nicht ein einem Zug durchfahren. Also plante ich Bellinzona Nord als Ladestopp ein, 180 km vom Startort entfernt.

 

Obwohl ich auf der Autobahn sehr zurückhaltend fuhr, schmolz die Reichweite dahin. Bei der letzten Lademöglichkeit vor dem Gotthard Strassentunnel, an der Raststätte Gotthard Nord, zeigte der Bordcomputer noch 50 km an. Ich dachte mir, durch den Tunnel mit Tempo 80 und danach den Berg runter rekuperieren bis Bellinzona, das müsste reichen, mindestens bis Gotthard Süd. Also fuhr ich an den Ladesäulen vorbei. In Ambri betrug die Reichweite nur noch 30 km. Weil es dann aber abwärts ging, und mit der Reichweite aufwärts, liess ich auch Gotthard Süd aus. In Bellinzona waren dann noch gut 20 km auf der Uhr.

 

Das war knapp, aber es hatte gereicht. Toll auch, dass die Ionity Schnellladesäulen frei waren. Also schloss ich das Kabel am im Auto integrierten DC-Schnelllader an, so kann der Kangoo mit bis zu 75 kW laden, und wollte per Ionity-App Strom laden. Doch es passierte nichts. An der App zeigte es an, dass es lädt, aber ins Auto floss kein Strom. Also nochmals abhängen und von vorne. Wieder nichts. Ich rief die Hotline an, die mir bestätigte, dass etwas nicht stimmte, ich mir aber keine Sorgen zu machen brauche, dass es mir Geld von der Kreditkarte abzog. Die benachbarte GoFast-Säule funktionierte, es floss aber nur 30 kW Strom. Bis die Batterie zu 80 Prozent gefüllt wäre, würde es knapp zwei Stunden dauern.

 

Obwohl die Marché-Raststätte schön ist, wollte ich nicht so lange verweilen. Also suchte ich per Renault-Navigationssystem eine Ladestation im nahen Locarno, um die Wartezeit für einen Stadtrundgang im 15 Grad warmen Tessin zu nutzen. Als ich nach zwei Stunden zum Auto zurückkehrte, war der Akku zu 70 Prozent voll, 175 km Reichweite. Das Ferienhaus des Freundes liegt 20 km ausserhalb von Locarno.

 

Nachdem der Tisch ausgeladen und verstaut war, gings wieder zurück, mit 150 km Strom im Tank. Diesmal peilte ich für den Zwischenstopp die GoFast-Säulen auf der Raststätte Gotthard Süd an. Weil es bergauf ging und ich dem 90 kW Motor etwas die Sporen gegeben habe, zeigte der Bordcomputer bei der Ankunft noch 60 km Reichweite an. An der Säule wurden 60 kW Ladeleistung angezeigt. In einer halben Stunde sollte so viel Strom fliessen, dass ich ohne Stopp bis nach Hause ins Zürcher Unterland komme. Sollte – denn nach einer halben Stunde, als ich nach einem Cappuccino zum Auto zurückkehrte, waren lediglich 10 Kilometer Reichweite dazu gekommen. Ärgerlich. Also weiter durch den Tunnel und runter bis Gotthard Nord. An den dortigen GoFast-Säulen funktionierte der Ladevorgang, in 45 Minuten hatte der Wagen wieder Strom für 200 Kilometer.

 

Zu Hause angekommen fühlte ich mich trotz über 500 gefahrenen Kilometern  entspannt. Das lag zum einen an den komfortablen Sitzen und zum anderen an den Assistenzsystemen wie dem adaptiven Tempomat mit Spurhalteassistent, die für ein entspannteres und sicheres Fahren sorgen. Und auch der Ärger über die Ladeprobleme war verflogen. Schlussendlich hats geklappt, der Tisch ist im Tessin und bald wird eine Einladung zur Einweihung des neuen Gartentisches folgen.

Spezifikationen:

Leistung (kW/PS)  90/122
Akkugrösse (netto, kWh)  45
Drehmoment (Nm)  300
0 bis 100 km/h (s)  11,6
V-Max (km/h)  132
Antrieb FWD
Reichweite (km)  286
Verbrauch (kWh/100 km)  18,6
Zuladung (kg)  464 bis 526
Basispreis CHF         ab 35'250.- bis 40'050.-

 

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