So sieht die Zukunft der Tankstellen aus
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Der Schweizer Mobilitätsverband sffv ging diese Woche in seiner Webinar-Reihe «5vor12» der Frage nach, wohin die Reise der Tankstellen führt. Mit Ueli Wintsch, Bereichsleiter Tankstellen/POS von Agrola und Yves Keller, Sales Manager Fleet CH bei DKV Mobility, zeigten zwei Experten die künftigen Trends auf.
Text: Rafael Künzle
«Tankstellen haben sich zu Mobilitäts-Hub entwickelt», hielt sffv Vorstandsmitglied Ralf Käser bereits bei der Begrüssung, wie immer pünktlich um 11:55 Uhr, fest. Wobei der einstige Star, die Zapfsäule, mittlerweile eine Nebenrolle einnimmt: So verzeichnen Tankstellen mit Shops mittlerweile drei Viertel der Tankumsätze. Shopping soll dabei nur eines von vielen «Happenings» werden. Denn Kunden verbringen mit dem Aufkommen der E-Mobilität mehr Zeit bei Migrol, Shell, Agrola und Co., da der Stopp an Ladesäule länger dauert als an der Zapfsäule. Gibt es zukünftig gar Wellness-, Relax- oder Bürozonen auf dem Tankstellenareal?
Einer, der sich stark mit den Trends der Zukunft auseinandersetzt, ist Ueli Wintsch, Bereichsleiter Tankstellen/POS von Agrola. Agrola ist ein Schweizer Tochter-Unternehmen der Fenanco. Betrieben werden die Agrola-Tankstellen von der Landi, fürs Konzept und Beschaffung ist die Agrola verantwortlich.
Die künftigen Trends
Als Megatrends macht er die Vernetzung, die Zunahme alternativer Antriebe und neue Mobilitätsformen aus. Um sich für künftige Herausforderungen zu wappnen, lancierte die Agrola ein mehrphasiges Projekt. Die abgeschlossene erste Phase «Tankstelle 2020» widmete der Zukunftsfähigkeit der Technologie (Generationenwechsel Tankautomat). In der jetzigen Phase «Tankstelle 2030» soll der Antriebsmix gefördert und der Wandel der Kundenbedürfnisse im Zeitalter der E-Mobilität berücksichtigt werden. Dieser ist frappant: Gemäss eigener Studie werden 90 Prozent der Fahrzeuge künftig zu Hause oder am Arbeitsplatz mit Energie versorgt, 7 Prozent der Ladevorgänge entfallen aufs «Destination Charging» (Laden am Zielort, z.B. in Einkaufszentren). Das «En Route Charging», also das Laden an der Tankstelle, wird lediglich 3 Prozent ausmachen.
«Eine Verschiebung des Ladevorgangs von der Tankstelle an den Arbeitsplatz oder Wohnort ist nicht von der Hand zu weisen» konstatiert Wintsch. Die Folge: Weniger, aber grössere und modular aufgebaute Tankstellen mit Zapfsäulen, Schnellladestationen und diversen Dienstleistungen rund um die Mobilität. 150 solcher Tankstellen sollen bis 2030 entstehen. 20 werden auch Wasserstoff führen, schliesslich ist Agrola Gründungsmitglied des Fördervereins «H2 Mobilität Schweiz». Wie schwierig der gleichzeitige Aufbau des Wasserstofftankstellen-Netzwerks und der Verbreitung der Fahrzeuge ist, zeigt die Tatsache, dass man von 1600 H2-LKWs, welche gemäss Charta bis 2025 auf die Schweizer Strassen gebracht werden sollen, aktuell leider weit entfernt ist.
Agrola-Pilottankstelle in Zofingen
Als Pilottankstelle 2030 fungiert die Agrola Zofingen, wo neben klassischen Treibstoffen und Strom auch Wasserstoff bezogen werden kann. Abgerundet wird das Angebot mit eigenem Shop und Waschanlage.
Verkommt die reine Tankstelle zum Relikt? «Wir werden prüfen, inwiefern die Tankstelle noch ohne Shop existieren kann.», so Wintsch. In der Agglomeration sei das Bedürfnis nach einem Shop gross, kritisch werde es in ländlichen Gebieten, wo eine Grundauslastung für einen Shop oft fehlt. Die Tankstelle als «Multifunktionskomplex» birgt aber auch Risiken. Beispielsweise, wenn man sich nicht mehr von den Mitbewerbern abheben kann.», mahnt Wintsch. Und führt an: «Momentan stellten wir uns breit auf. Es ist aber gut möglich, dass wir uns in Zukunft auf gewisse Bereiche fokussieren, wo unsere Stärken liegen oder mit Partnern zusammenarbeiten.»
DKV Mobility: Alles aus einer Hand
Eine Partnerschaft besteht auch zwischen dem sffv und DKV Mobility, welche mit Yves Keller, Sales Manager Fleet CH den zweiten Webinar-Experten stellte. DKV Mobility bezeichnet sich als führende europäische B2B-Plattform für On-the-Road Paymentlösungen. Nun möchte das deutsche Unternehmen auch in der Schweiz durchstarten. DKV führt keine eigenen Tankstellen, stattdessen wird mit den unterschiedlichen Anbietern zusammengearbeitet. USP ist die Bezahlung und Abrechnung zahlreicher Dienstleistungen mittels einer Karte, respektive App.
Die Dienstleistungen beschränken sich nicht auf Treibstoff, Strom oder Energydrinks. Von der Strassen- und Tunnelmaut über Pannenhilfe, Mehrwertsteuererstattung, bis zum e-Reporting bietet DKV alles aus einer Hand. «Gerade für international tätige Unternehmen mit Mischflotten ist es enorm wichtig, mit einem Anbieter zusammenzuarbeiten, der die unterschiedlichen Player und Treibstoffarten exakt, einfach und übersichtlich in einem Analysetool verknüpfen, aufzeigen sowie abrechnen kann.», sagt Keller.