E-Auto-Batterien: Europa braucht unabhängige Lieferketten
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Das Wachstum der weltweiten Neuzulassungen von reinelektrischen Fahrzeugen hat sich im zweiten Quartal 2022 durch Lieferkettenprobleme und Lockdowns in China verlangsamt. Dennoch stiegen die Marktanteile von BEVs in der Schweiz und weiteren wichtigen Märkten weiter an. Um sich in Zukunft besser gegen externe Schocks zu wappnen, setzen die europäischen Hersteller auf milliardenschwere Investitionen in unabhängige europäische Lieferketten, vor allem bei Batterien. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen «Electric Vehicle Sales Review» von PwC.
Demnach wurden im zweiten Quartal 2022 weltweit 61,7% mehr BEVs zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2022 lag das Wachstum noch bei 108%. Trotz abkühlenden Wachstums wuchs der Marktanteil von BEVs in vielen Schlüsselmärkten. In der Schweiz machten batterieelektrische Fahrzeuge im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits 16,4% aller Auto-Neuzulassungen aus, im Vorjahreszeitraum lag ihr Anteil bei 9,9%. Die USA verzeichneten sogar mehr als eine Verdopplung von 2,2% auf 4,8% aller Neuzulassungen. In China wuchs der BEV-Anteil der Neuzulassungen von 7,7% auf 17%. Während Plug-In-Hybride (PHEV) vor allem in Europa weiter an Bedeutung verloren, zogen ihre Verkaufszahlen in China deutlich stärker an als die von BEVs. Gründe dafür sind neue Fahrzeugmodelle sowie Lücken in der Ladeinfrastruktur.
«Die Elektromobilität stemmt sich gegen einen strauchelnden Gesamtmarkt. Und das, obwohl die Industrie mit Lieferkettenproblemen und Lockdowns in China zu kämpfen hat. In Europa werden in diesem Jahr deswegen nur knapp 1,5 Millionen BEVs produziert werden – bei maximaler Kapazität und ohne Engpässe könnten es mehr als doppelt so viele sein», sagt Thilo Bühnen, Automobilexperte bei Strategy& Schweiz. «Derzeit beobachten wir bereits erste Anzeichen für eine Entspannung der Lieferengpässe und rechnen mit mehr Produktionskapazitäten für Elektroautos mit einem stärkeren Wachstum im zweiten Halbjahr. Die aktuelle Diskussion über eine mögliche Energieknappheit im kommenden Winter hält aktuell allerdings viele Menschen vom Kauf eines E-Autos ab.»
Um sich in Zukunft besser gegen externe Schocks zu wappnen, setzen die europäischen Hersteller auf milliardenschwere Investitionen in unabhängige europäische Lieferketten, vor allem bei Batterien. «Wir erwarten bis 2030 in Europa eine Batterienachfrage von rund 1 TWh und entsprechende Produktionskapazitäten», prognostiziert Thilo Bühnen. «Für den Standort Europa geht es jetzt vor allem um Unabhängigkeit: Heute stammen noch über 60% der Vormaterialien für Batterien aus China und keiner der Top-20 Batterieproduzenten ist aus Europa. Das Rennen zur Erschliessung der europäischen Lieferkette ist in vollem Gange und es entsteht ein lokales, europäisches Geschäftspotenzial mit Urmaterialien. Die europäischen OEMs sollten ihr Augenmerk auch auf die Etablierung einer ausreichenden Versorgungssicherheit dieser Urmaterialien richten.» (rk/pd)