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17.08.2022

«Die Post bereitet sich intensiv auf einen möglichen Energiemangel vor»

Mit der grössten Fahrzeugflotte im Land und ihren vielen Liegenschaften ist die Post heute für ein Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Sie hat damit einen erheblichen CO2-Fussabdruck, aber auch einen grossen Hebel, CO2 zu senken. Kürzlich wurden die Klimaziele verschärft. Christian Plüss, Leiter Mobilitäts-Services, ordnet ein.

Christian Plüss, die Post hat sich punkto Nachhaltigkeit neue Ziele gesetzt. Warum?

Wir wollen dem Klimawandel konsequent entgegentreten. Die Post bewirtschaftet die grösste Fahrzeugflotte im Land und besitzt viele Liegenschaften. Insgesamt stossen wir ein Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz aus. Wir haben also einen erheblichen CO2-Fussabdruck. Dadurch haben wir aber auch einen grossen Hebel, um CO2 und den Energieverbrauch zu senken. Unser Antrieb ist, soviel CO2 wie möglich zu reduzieren.

 

Was beinhalten die verschärften Ziele genau?
Ab 2030 will die Post im eigenen Betrieb komplett klimaneutral sein. Zehn Jahre früher als bisher geplant. Dazu gehört, dass wir unsere Fahrzeuge in der Zustellung von Briefen und Paketen sowie im Personenverkehr auf alternative Antriebe umstellen, wir setzen nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen aus der Schweiz ein und ersetzen fossile Heizungen. Auch die PostAuto-Flotte wird Schritt für Schritt elektrifiziert oder fossilfrei betrieben. Bis 2030 werden wir aber nicht den ganzen CO2-Ausstoss reduzieren können. Deshalb wollen wir die restlichen Emissionen ausgleichen, die sich mit diesen Massnahmen nicht reduzieren lassen. Bis 2040 will die Post dann über die gesamte Wertschöpfungskette – also auch bei ihren Lieferanten und Transportpartnern – alle Emissionen reduzieren oder aus der Atmosphäre entfernen und damit Netto-Null CO2 produzieren.

 

Ziele setzen ist einfach. Wie realistisch ist es, dass die Post diese auch erreicht?
Mit dem beschleunigten Klima-, und Energieziel nimmt die Post eine Vorbildfunktion in der Schweizer Unternehmenswelt ein und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Energiestrategie 2050 des Bundes. Wir haben uns bewusst ambitionierte Ziele gesetzt, die nur mit sehr grossen Anstrengungen zu erreichen sind. Nicht zuletzt sind wir auch angewiesen auf unsere Partner wie Lieferanten oder Transportpartner zum Beispiel, die unser Vorhaben mittragen werden. Aber wir werden das schaffen, davon bin ich überzeugt.

 

Was macht sie so zuversichtlich?
Der Hebel, den wir haben, ist gross. Pro Jahr stellen wir 1,8 Milliarden Briefe und 200 Millionen Pakete zu, wir sind mit 2400 Bussen die grösste Anbieterin im öffentlichen Strassenverkehr, betreiben eine sehr grosse Fahrzeugflotte und bewirtschaften einen umfangreichen Gebäudepark. Das bedeutet einerseits einen hohen Energieverbrauch und einen hohen CO2-Ausstoss, andererseits aber auch viele Möglichkeiten, um bei den Emissionen wirklich etwas zu bewegen.

 


Andere Firmen streben dieses Ziel schon lange an. Springt die Post nicht etwas spät auf den Klima-Zug auf?
Nein. Die Post unternimmt seit Jahren grosse Anstrengungen und reduziert erfolgreich Emissionen. Allein in den letzten fünf Jahren konnten wir die CO2-Emissionen in der Paketlogistik um 20 Prozent reduzieren. Ebenfalls seit fünf Jahren prägen die aktuell 6065 Elektroroller in der Postzustellung das Schweizer Strassenbild. Seit 2021 sind auch alle Sendungen der Post mit dem Label «pro clima» unterwegs und somit CO2-kompensiert – ohne Mehrkosten für die Kundinnen und Kunden notabene. Das zeigt: Wir arbeiten schon lange daran, die Post nachhaltiger zu machen. Jetzt erhöhen wir aber das Tempo deutlich.

 

Was sind die nächsten Schritte?
Die Umsetzung ist in vollem Gange. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Bis in drei Jahren wollen wir in urbanen Zentren Briefe und Pakete rein mit elektrischen Fahrzeugen zustellen. Trotz der aktuellen Lieferschwierigkeiten werden wir Ende Jahr zusätzliche E-Lieferwagen erhalten, die wir in Bern und Zürich einsetzen werden. Bis Ende 2024 sollen auch 100 Elektropostautos auf Schweizer Strassen unterwegs sein.

 

Und wo liegen die Stolpersteine?
Möglicherweise kommt es zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Fahrzeugen, weil es wegen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine nach wie vor weltweit Lieferengpässe gibt. Bei PostAuto gibt es zudem politische Herausforderungen: Die Kantone bestellen unser Angebot auf den Linien im öffentlichen Verkehr. Wir sind darauf angewiesen, dass sie unser Vorhaben stützen und die – vorerst noch – höheren Kosten mittragen. Auch die Energiekrise nehmen wir ernst.

 

Stichwort Energiekrise und drohende Strommangellage: Wird die Post genügend Strom haben, um die Elektroflotte zu betreiben?
Das liegt leider nicht allein in unserer Hand. Grundsätzlich steigt durch die Elektrifizierung unserer Fahrzeugflotte der Strombedarf, das ist korrekt. Da wir aber gleichzeitig die Eigenproduktion mit Solarzellen deutlich steigern werden, erhöhen wir mittelfristig unseren Autonomiegrad. Nichtsdestotrotz bereitet sich die Post intensiv auf einen möglichen Energiemangel vor. Wir gehen davon aus, dass die Post auch mit weniger Strom einen Grossteil der Leistungen weiterhin erbringen kann. Erste Priorität haben Dienstleistungen und Angebote aus der Grundversorgung.

 

 

https://www.post.ch/de

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