Krieg in der Ukraine: Die Folgen treffen auch die Autohersteller
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Der Angriff von Russland auf die Ukraine und die westlichen Sanktionen haben auch einen Einfluss auf die internationale Automobilbranche, wie das Center of Automotive Management mitteilt. Mittelfristig könnten sich die Folgen vor allem durch höhere Produktions- und Nutzungskosten zeigen.
Wegen des Krieges in der Ukraine muss Volkswagen diese Woche die Produktion in den VW-Werken Zwickau und Dresden unterbrechen. Der Grund: Fehlende Teile, die in der Ukraine produziert werden.
Der russische Angriff auf die Ukraine trifft auch die Autoindustrie. Vor allem Hyundai-Kia und die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi müssen laut einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) mit negativen Folgen durch die zu erwartenden Sanktionen rechnen, unter den deutschen Herstellern ist VW am stärksten in Russland engagiert.
Der russische Automarkt galt in der Branche lange Jahre als wichtiger Zukunftsmarkt. Nach der Annexion der Krim und den darauf folgenden Sanktionen ist der Absatz allerdings eingebrochen: Seit 2015 liegt er bei 1,4 bis 1,8 Millionen Neuwagen pro Jahr. Absatzstärkste Hersteller sind Hyundai und Kia mit rund 380’000 Fahrzeugen (23 Prozent Marktanteil) vor Lada-Mutter und Renault-Tochter Avtovaz mit 351’000 (21 Prozent) sowie Renault-Nissan-Mitsubishi mit 212’000 Fahrzeugen (13 Prozent).
VW verkauft im Jahr rund 204’000 Fahrzeuge (12 Prozent), BMW und Mercedes-Benz jeweils rund 50’000 (8 bis 9 Prozent). Für die deutschen Unternehmen schätzt das CAM die negativen direkten Absatzeffekte als gering ein, da Russland für sie in der Gesamtheit gesehen ein eher kleiner Markt ist.
Auch wenn Russland kein starkes Autoland ist, glaubt CAM-Leiter Stefan Bratzel an spürbare Folgen im Westen: «So werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Verteuerung der Energie- und Mineralölpreise die Kosten für die Automobilproduktion und für die Autonutzung steigen.»
Die Automobilproduktion in Russland selbst bedient vor allem den heimischen Markt. Zuletzt wurden in rund 34 Fabriken 1,4 bis 1,65 Millionen Fahrzeuge hergestellt. Der Export spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das CAM rechnet allerdings mit deutlichen Störungen der Lieferkette durch die anstehenden Sanktionen, da viele Teile aus dem Ausland importiert werden müssen.
Umgekehrt erwarten die Experten nur geringe Effekte, da Russland als Zuliefererstandort für die internationale Automobilindustrie nur eine untergeordnete Rolle spielt. Trotzdem können Störungen der hochempfindlichen globalen Lieferketten auftreten.
Dies trifft jetzt als erstes Volkswagen, wie ein Sprecher am Freitag, den 25. Februar mitteilte. Wegen des Krieges in der Ukraine wird die Fahrzeugfertigung in den VW-Werken in Zwickau und Dresden diese Woche unterbrochen. Die Ursache sind ausbleibende Materiallieferungen, so fehlen unter anderem Elektrokabelsätze, die in der Ukraine hergestellt werden.
In Zwickau werden nach Angaben des Sprechers von Dienstag bis Freitag und in Dresden von Mittwoch bis Freitag keine Fahrzeuge produziert. Dies bedeute für mehrere Tausend Mitarbeiter Kurzarbeit. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess erklärte am Freitag, man habe eine Taskforce eingerichtet, um weitere mögliche Folgen etwa auf die Lieferbeziehungen abzuschätzen. Der VW-Chef hatte mit Entsetzen auf den Kriegsbeginn in der Ukraine reagiert. (pd/ir)