«Renaulution»: CEO Luca de Meo krempelt Renault um und feiert R5-Comeback
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Renault-Chef Luca de Meo krempelt sein Unternehmen komplett um. Mit dem neuen Strategieplan «Renaulution» setzt die Marke künftig auf mehr auf Gewinn, statt nur auf Absatz. Wie der Handel davon profitiert, erklärt de Meo gleich selbst.
Weg von den Kleinwagen, hin zu gewinnträchtigeren Kompaktwagen, heisst eine, der Devisen für Renault. In einer knapp dreistündigen Online-Präsentation stellte Luca de Meo, CEO Renault, die neue Zukunft des Konzerns vor. Das Credo lautet: Weg von Volumen, hin zu mehr Absatz. Das Ziel ist es, mehr Ertrag pro erlöstem Fahrzeug zu erzielen. Das gelte auch für den Handel.
Dazu will man den Schwerpunkt vom B- ins C-Segment verschieben, also weg von den wenig gewinnträchtigen Kleinwagen hin zu Kompaktwagen. Zur Kostenminderung wird es bei Renault künftig zudem weniger Plattformen und weniger Antriebsvarianten geben. Die Zahl der Antriebsfamilien soll halbiert werden, darunter nur je eine Antriebsfamilie für Benziner und für Diesel, aber zwei Elektroantrieb-Familien.
Der Renaulution-Plan sieht vor, das Unternehmen vom Autobauer zu einem Tech-Konzern umzubauen. Bis 2025 soll die Renault-Gruppe zu einem Vorreiter in der neuen Mobilität werden und will die die Geschäftsfelder auf Technologie, Energie und Mobilität stärken. «Wir werden uns von einem Autokonzern, der mit Technologie arbeitet, zu einem Tech-Unternehmen entwickeln, der mit Autos arbeitet und bis 2030 mindestens 20 Prozent seines Umsatzes mit Dienstleistungen, Daten und Energiehandel erzielt», so de Meo. Neben dem hehren Ziel bis 2025 CO2-neutral zu sein, stützt sich der Strategieplan auf zwei Säulen: Zum einen auf die verbesserte Effizienz, zum anderen gibt es künftig vier Business-Einheiten mit starker Identität und Positionierung: Renault, Dacia-Lada, Alpine und Mobilize.
Bis 2025 plant der Konzern 24 neue Modelle, davon die Hälfte im C- und D-Segment (Kompaktklasse und Mittelklasse) und mindestens zehn vollelektrische Modelle. Für eine bessere Effizienz reduziert Renault die Anzahl der Fahrzeugplattformen ab 2024. Modelle auf den bestehenden Plattformen kommen innerhalb von drei Jahren auf den Markt. Renault will nicht nur eine Führungsrolle bei den Elektroantrieben einnehmen, sondern auch bei Wasserstoffantrieben – damit will das Unternehmen künftig den grünsten Antriebsmit aller Hersteller in Europa anbieten.
Zu den Highlight der Modelloffensive gehört die Wiederbelebung des legendären Renault R5, das Kompaktmodell soll aber rein elektrisch seinen Weg zurück auf die Strassen dieser Welt finden. Das Stadtauto aus der Feder von Renault-Design-Chef Gilles Vidal präsentiert sich als kompakter Viertürer mit starken Anleihen an seinem Urvater und basiert auf der modularen Elektroplattform CMF-EV, die für alle neue Elektromodelle der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi entwickelt wurde. «Als Marke wissen wir, dass unsere Seele und unsere Stärke in unseren Ursprüngen liegen», erklärt Luca de Meo. «Der Renault R5 ist stark mit unserer Geschichte verbunden, steht aber gleichzeitig für die Zukunft der Marke und könnte Elektroautos weiter populär machen.» Dass man dieses Comeback Luca de Meo zutraut ist klar, schliesslich hat er bei Fiat äusserst erfolgreich den Fiat 500 wiederbelebt.
Auch bei Dacia-Lada wird die Modellpalette erweitert. Bis 2025 sollen zum neuen Sandero und dem elektrischen Dacia Spring drei weitere neue Modelle hinzukommen. Insgesamt werden es sieben neue Fahrzeuge von Dacia geben, davon zwei im C-Segment (Kompaktklasse). Ein Modell ist ein vergrösserter Duster, den die Marke als Bigster-Konzept vorgestellt hat. Wichtig ist de Meo: «Dacia soll Dacia bleiben – aber mit einem Hauch Coolness.»
Im Bereich alternativer Antriebe sollen beide Marken Konzern-Technologien nutzen können, dabei ist LPG für Dacia- und Lada-Modelle vorgesehen, für Dacia zudem die E-Tech-Technologie. Beide Marken werden die neue CMF-B-Plattform der Allianz nutzen und damit die Anzahl der Plattformen von vier auf eine reduzieren. Ausserdem wollen Dacia und Lada die Anzahl der Karosserieformen von 18 auf elf anpassen.
Für eine Überraschung sorgte Luca de Meo mit der Ankündigung, dass Renault sich künftig auch dem Wasserstoffauto zuwenden will, da dies eigentlich eher zu höheren Segmente passt. Dazu wird es ein neues Joint-Venture im Bereich Wasserstoff geben.
Im Bereich Software will Renault künftig auf die sogenannte «Software République» setzen – ein «offenes kooperatives Ökosystem». Damit will Renault das Angebot an vernetzten Diensten erweitern. Dieser neue Geschäftsbereich soll neue Geschäftsfelder aus Daten-, Mobilitäts- und Energiedienstleistungen entwickeln und bis 2030 mehr als 20 Prozent des Konzernumsatzes generieren. Über das Automobil hinaus wird Mobilize eine «breite Palette an Dienstleistungen in den Bereichen Mobilität, Energie und Daten» anbieten. Die neue Einheit wird über ein eigenes Engineering-, Qualitäts- und Designteam sowie ein eigenes Dienstleistungsangebot in den Bereichen Energie, Konnektivität und Mobilität verfügen.
Ein speziell für die urbane Shared Mobility konzipiertse Fahrzeug EZ-1 bietet Platz für zwei Personen und ist komplett vernetzt: Das Smartphone des Nutzers gewährt den Zugang zum EZ-1 und dient als Schnittstelle zwischen Mensch und Fortbewegungsmittel. Der Mobilize EZ-1 Prototype ist nur 2,30 Meter kurz und verfügt neben komplett verglasten Türen über weitere Besonderheiten: Beispielsweise lässt sich der Akku des Kleinstwagen austauschen.
Wichtig ist Renault auch das Thema Kreislaufwirtschaft, für den künftig der französische Produktionsstandort Flins führend sein soll. Ziel der bis 2024 entstehenden, sogenannten Re-Factory ist es, die CO2-Bilanz der Mobilität bis 2030 sogar in den negativen Bereich zu bringen.
Die Marke Alpine soll künftig die Aktivitäten bei den sportlichen Fahrzeugen zusammenfassen. Dazu sollen neben der Marke Alpine auch die Sparte Renault Sport (also Mégane R.S. und Co) sowie die Formel-1-Aktivitäten gehören. Die Zukunft der Marke Alpine soll elektrisch sein, der A110 wird also kaum mehr eine leuchtende Zukunft haben. Stattdessen soll Alpine einen Elektro-Sportwagen zusammen mit Lotus entwickeln.
Die neue Strategie «Renaulution» wird nach Überzeugung von Konzernchef Luca de Meo auch für die Händler Vorteile haben. Befürchtungen, dass im Zuge der Neuausrichtung weg von der bisherigen Volumenstrategie, Händler weg sterben, hat Luca de Meo nicht. «Sie müssen sich keine Sorgen machen. Es ist besser für einen Händler, wenn er zwei hochwertige Fahrzeuge verkaufen kann, als drei mittelmässig positionierte Fahrzeuge.»
Neue Ertragschancen würden sich für den Handel auch durch die Entwicklung einer starken Mobilitätssparte in der Gruppe ergeben, betonte de Meo. Zuvor hatte er den Aufbau der neuen Mobilitätsmarke Mobilize angekündigt. An deren Spitze steht Clotilde Delbos, die vor dem Antritt von de Meo vorübergehende CEO der Gruppe war und weiter Finanzchefin ist. «Wir wollen unbedingt, dass die Händler am Aufbau der neuen Dienstleistungen beteiligt sind.» Nur durch die aktive Mitwirkung der Händler vor Ort könne es gelingen, diese Services erfolgreich zu machen. Sie wüssten am besten, was die Kunden vor Ort benötigten und wie diese Dienste offeriert werden müssen, um auf Akzeptanz zu stossen», erklärt de Meo und fügt an: «Die Händler müssen dabei aber genauso dazulernen wie wir.» (pd/ir)