Den Schweizern graut vor Verkehrsstaus
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Zwei Drittel der Schweizer sind der Ansicht, dass sich die Verkehrssituation in den letzten Jahren verschlechtert hat. Dies belegt eine vom TCS in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Instituts mrc.
Schwer in der Kritik: Die Aufnahmekapazität des Verkehrs.
Ziel der Umfrage war es besser zu verstehen, weshalb Schweizerinnen und Schweizer ein bestimmtes Transportmittel bevorzugen, um so die Mobilitätstendenzen von morgen vorauszusehen. Durch die direkte Befragung der Bevölkerung bringt der TCS die Bedürfnisse und Erwartungen in Erfahrung und erhält so eine wichtige Bestandsaufnahme, die auch einen interessanten Einblick in die sozioökonomische Entwicklung gibt. Der TCS als grösster Mobilitätsclub der Schweiz konnte seit seiner Gründung 1896 fortbestehen, weil er sein Angebot laufend auf seine reisenden Mitglieder abgestimmt hat. Ein seit Anfang Jahr angebotenes neues Mitgliedschaftsmodell gewährleistet beispielsweise die Mobilität unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel.
Die öffentlichen Transportmittel sind bei den Schweizern beliebt, um an den Arbeits- oder Studienort zu gelangen (40%), doch deutlich weniger Schweizer verwenden Tram, Bus oder Zug für die Ausübung von Hobbies (28%). In der Tat benutzen hier 54 % das Auto. Ein Phänomen, das mit der Tatsache zusammenhängen dürfte, dass die in der Freizeit ausgeübten Aktivitäten sich oft nicht mit dem öffentlichen Verkehrsnetz und den Fahrplänen ausserhalb der Stosszeiten vereinbaren lassen. Die Umfrage zeigt auch, dass 27% der grossen Unternehmen ihren Angestellten Abonnemente für die öffentliche Verkehrsmittel anbieten oder subventionieren, während KMUs in der Regel Parkplätze zur Verfügung stellen.
Obwohl die Schweizer die Verkehrsinfrastruktur generell als gut erachten und 62% der Befragten in den letzten fünf Jahren bei der Verkehrssicherheit Verbesserungen feststellen konnten, wird die Aufnahmekapazität des Verkehrs stark kritisiert. Tatsächlich sind zwei von drei Schweizern der Ansicht, dass sich der Verkehrsfluss im gleichen Zeitraum verschlechtert hat und dass die Zahl der Staus auf Autobahnen oder in den Agglomerationen zunimmt. So ist ein Drittel der Schweizer weniger zuversichtlich als noch vor fünf Jahren, pünktlich am Ziel anzukommen, wenn er sich für das Auto statt für ein anderes Verkehrsmittel entscheidet.
39% der Befragten geben an, in den letzten Wochen als Teilnehmer im Langsamverkehr einen Konflikt erlebt zu haben. Am häufigsten sind zwar kritische Momente zwischen Langsamverkehr und motorisiertem Privatverkehr (58% der Fussgänger, 69% der Velofahrer). Jedoch hatten 39% der Fussgänger einen Konflikt mit einem Fahrradfahrer und 25% der Fahrradfahrer hatten einen Konflikt mit einem Fussgänger.
Die Schweizer lieben es zu reisen. 81% der Befragten waren in den letzten 12 Monaten weg von zuhause unterwegs. 48 % gaben an, dass sie hauptsächlich mit dem Flugzeug zu ihrem Ferienziel reisen. Nur leicht mehr (49 %) bevorzugen das Auto. Bemerkenswert ist ebenfalls, das fast ein Drittel (29 %) die öffentlichen Verkehrsmittel (hauptsächlich Züge)nutzt. Dies ist ein Beweis dafür, dass dieses Transportmittel für lange Strecken wettbewerbsfähig ist.
Jeder vierte Schweizer im Alter zwischen 16 und 29 Jahren nutzt die Sharing Economy regelmässig als Teil seiner Mobilität (Auto, Parkplätze, Unterkunft usw.). Bei den 30- bis 60- jährigen sind es 14%, bei den über 60-Jährigen noch 7 %. Die Jüngsten sind auch am meisten interessiert am neuen Markt, selbst wenn sie ihn selber noch nicht ausprobiert haben (ca. 50%). Dies weil sie sich durch die Vorteile der Sharing Economy mehr Wahlmöglichkeiten (49% stimmen zu oder stimmen voll und ganz zu) und einen Ressourcen schonenderen Umgang (59% stimmen zu oder stimmen voll und ganz zu) erhoffen. Positiv bewertet wird auch, dass sich durch die Sharing Economy persönliche Anschaffungen vermeiden lassen (55% stimmen zu oder stimmen voll und ganz zu).
Übrigens sind die Westschweizer diesem Thema gegenüber offener eingestellt als die Deutschschweizer. Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass viele ältere Schweizer den Schritt zur Sharing Economy noch nicht gewagt haben oder wenig überzeugt sind. Sie befürchten, beim Vergleich zwischen dem unterbreiteten und dem tatsächlichen Angebot enttäuscht zu werden, bei nicht professionellen Leistungen Schaden zu erleiden (z.B. Fahrzeug in schlechtem Zustand) oder im Schadensfall in Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu werden. (pd/eka)