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21.06.2012

Euro-Bonus: Ein Jahr danach

Dass der Euro-Bonus beim Fahrzeugkauf nicht nur Positives hatte, war Flottenbetreibern schnell klar. Jetzt, ein Jahr später, ist es Zeit für eine erste Bilanz.

Euro-Bonus: Ein Jahr danach

Gastbeitrag von Patrick Bünzli*

 

Die Einführung der Europrämie vor circa einem Jahr (je nach Hersteller) hat auf dem schweizerischen Automobilmarkt einen gewaltigen Erdrutsch ausgelöst. Hersteller haben sich im harten Konkurrenzkampf täglich mit neuen Rabattvarianten selber übertroffen. Auch wir vom Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzer-Verband wurden mit diesen Rabattexzessen und innovativen Preisgestaltungen vor eine völlig neue Situation gestellt.


Klar hat es schon immer Preisdifferenzen zwischen den einzelnen Fahrzeugmarken gegeben, aber diese haben durch die «Total Cost of Ownership»-Berechnung eher zur Entscheidungsfindung beigetragen.
Doch plötzlich standen betriebswirtschaftliche Fragen im Raum, mit deren Auswirkungen nicht gerechnet werden konnte. Einerseits die Tatsache, dass die Kaufdifferenz zwischen dem Privatkäufer und dem Flottenbesitzer kleiner wurde, und andererseits die Konsequenzen für die bestehende Flotte.
Relativ schnell hat sich herauskristallisiert, dass auf dem bestehenden Fuhrpark eine Wertberichtigung durchgeführt werden musste. Doch in welcher Höhe und in welchem Zeitraum diese stattfindet, hat eine existenzielle Bedeutung. Selbstverständlich wurden die Mitglieder des sffv auch mit diesen Tatsachen konfrontiert, und dank unserer guten Vernetzung suchten wir eine gemeinsame Lösung.


Es stellte sich aber schnell heraus, dass es kein Allheilmittel zu diesem Thema gab. Einzelne Lösungsansätze wie Nachverhandlung mit den Importeuren, Verlängerung der Laufzeiten, stufenweise Zusatzabschreibungen bis hin zu Preisanpassungen auf den Endkunden waren die ersten Massnahmen, die umgesetzt worden sind.
Faktisch stellte sich aber gegen Ende des letzten Jahres heraus, dass die grossen Flottenbesitzer und Occasionshändler Einbussen von 15 bis 30% auf sich genommen haben, um die Sachlage nicht ganz eskalieren zu lassen.


Blick in die Kristallkugel
Was aber wirklich gefehlt hatte in der neuen Situation, war die Transparenz. Weil nicht voraussehbar war, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, war die Budgetierung für das neue Jahr 2012 eine grosse Herausforderung. Der Einfluss auf die Fahrzeugkosten inklusive Verkauf der Fahrzeuge war ein Blick in die Kristallkugel. Es schien, dass eine defensive Beurteilung der Situation das beste Mittel war, um das eigene Geschäft nicht zu gefährden.


Jetzt ein Jahr später, zeigen die Trends, dass Preisanpassungen der Fahrzeughersteller durchgeführt worden sind und die Europrämien langsam am Verschwinden sind.
Wir vom Verband sind für diese Stabilisierung des Marktes sehr dankbar, weil dadurch eine natürliche Regulierung stattfinden kann. Trotzdem lässt es sich nicht wegdiskutieren, dass die Flottenbesitzer noch längere Zeit mit diesem Umstand leben müssen und zusätzliche Einbussen im Remarketing auf sich nehmen werden.


Da Jammern bekanntlich nichts nützt, nehmen wir den neuen Sachverhalt an und versuchen, mit innovativen Lösungsansätzen das Beste aus der Situation zu machen. Und zum Schluss erlaube ich mir noch eine persönliche Randbemerkung.


Das Positive an diesem Umstand ist die Tatsache, dass wir als Flottenhalter gezwungen worden sind, die eigenen Betriebskosten und Prozesse zu hinterfragen. Ich bin überzeugt, dass dadurch die Weichen für die Zukunft gestellt worden sind und einige Verbesserungen umgesetzt wurden oder werden konnten. Das wird sich irgendwann bezahlt machen.■

* Patrick Bünzli ist Präsident des sffv und Leiter Betrieb und Flottenmanagement bei Mobility Carsharing Schweiz.

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