Neue Studie zeigt: Autonomes Fahren wird «the next big thing»
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Eine neue Studie von A.T. Kearney prognostiziert ein Marktvolumen von 560 Milliarden US-Dollar bis 2035. Traditionelle Autobauer werden mit Herausforderern aus der Digital- und Telecom-Industrie konfrontiert. Auch Schweizer Automobilzulieferer müssen sich neu orientieren.
«Autonomes Fahren wird den ersten grossen Wachstumsschub des 21. Jahrhunderts auslösen. Gleichzeitig markiert es das Ende der bislang bekannten Wertschöpfungskette, denn der klassische Autobauer wird nur noch einer von vielen Wettbewerbern um ein Stück vom 560-Milliarden-Dollar-Kuchen sein», so Ralf Kalmbach, weltweiter Leiter des Automobilgeschäfts bei A.T. Kearney.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Studie «How Automakers Can Survive the Self-Driving Era» von A.T. Kearney. Darin sind die Berater der Frage nachgegangen, mit welchen Produkten, Services und Partner-Strategien Hersteller und Zulieferer das Rennen ums Autonome Fahren für sich entscheiden. Grundlage der Untersuchung bilden unter anderem die Ergebnisse von Interviews mit mehr als 150 Automobilentscheidern aus aller Welt.
Insgesamt gehen die Autoren von einer Aufspaltung der bisherigen Automobilbranche aus. Neben den Herstellern bilden künftig Serviceanbieter eine eigenständige, wachstumsstarke Industrie. Ihre Einnahmen aus der verbrauchsabhängigen Nutzung und von Unterhaltungs-, Multimedia- und Informationsangeboten könnten den Umsatz, den klassische Hersteller mit Sonderausstattungen verbuchen, schon ab 2025 übersteigen. Der eigentliche Fahrzeugmarkt wird sich den Prognosen zufolge in die Segmente Premium, Billiganbieter und Drohnen aufteilen.
«Geschäftsmodelle von Mittelklasseanbietern wie Toyota, VW, SEAT oder Citroën werden infrage gestellt. Nach dem Vorbild technologischer Vorreiter wie GM, BMW und Ford müssen sie strategische Allianzen mit branchenfremden Partnern bilden, um etwa im Bereich Telematik attraktive Lösungen anbieten zu können», so Michael Römer, Head Digital Business EMEA bei A.T. Kearney sowie Co-Founder des A.T. Kearney Digital Labs.
Aber auch Premiumhersteller wie Audi, Porsche, Mercedes-Benz oder BMW sind auf externe Expertise angewiesen. «Ihr Erfolg hing bisher massgeblich von der Zusammenarbeit mit technologisch führenden Zulieferern ab. In der neuen sogenannten Speichenarchitektur, in der die Mobilitätsleistung nur durch das Zusammenspiel verschiedener Partner erbracht werden kann, müssen sie die richtigen Partner aus den Bereichen Content, Anwendungen, Netzwerk und Endgeräte zu finden», so Steffen Gaenzle, Co-Autor der Studie.
Gleichzeitig drängen neue Player in den Markt - neben Digitalunternehmen wie Google, Apple, Facebook, Cisco oder Microsoft auch Anbieter wie Samsung, Siemens oder die Deutsche Telekom. «Diese Unternehmen haben zum Teil extrem starke Marken, technologisches Know-how, riesige F&E-Budgets und vor allem Zugang zum Endkunden. Das macht sie zu den gefährlichsten Mitbewerbern für die Autobranche», so Römer.
Automobilzulieferer - in der Schweiz beispielsweise Autoneum, Feintool, Georg Fischer oder Komax - müssen sich im Hinblick auf die Ära des autonomen Fahrens richtig positionieren. Mit den neuen Playern entsteht eine wichtige neue Kundengruppe, welche die traditionellen Abnehmer der Automobilindustrie ergänzt oder im schlechteren Fall sogar ersetzt. Zwar sind viele hiesige Firmen nur Unterlieferanten und stehen nicht in direktem Kontakt mit dem Endkunden. Dennoch müssen sie sich die Frage stellen, wie sie sich am besten auf die künftigen Gewinner im Bereich Autonomes Fahren ausrichten.
Gemäss einer Analyse der ETH Zürich erwirtschafteten die gut 300 Schweizer Automobilzulieferer im Jahr 2013 mit rund 24 000 Beschäftigten eine Bruttowertschöpfung von CHF 9 Mrd. Ein Scheitern der heimischen Autozulieferer hätte also negative Folgen für den Wirtschaftsstandort Schweiz. (pd/ir)