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19.10.2012

Das Jonglieren mit den Zielkonflikten

Beim letzten sffv-Anlass vor dem beliebten aboutFLEET EVENT drehte sich alles um die Farbe Schwarz: schwarzer Fahrbahnbelag oder schwarze Reifen und die Zielkonflikte bei deren Mischung.

Das Jonglieren mit den Zielkonflikten

Text: Stefan Müller, Fotos: Florian Tremp

Gewiss ist die Reifen-Fahrbahn-Paarung die wichtigste Verbindung für Autofahrer. Bremswege, Fahrstabilität und Handling bei Schnee, Regen und Trockenheit sowie Geräusche, Rollwiderstand und Verschleiss sind hier die ausschlaggebenden Kriterien, nach denen Reifen bewertet werden und die auch die Entwickler immer wieder herausfordern. Zieht doch die Verbesserung des einen Kriteriums – zum Beispiel des Bremsweges – meistens auch die Verschlechterung von zwei anderen, der Kilometerleistung und des Rollwiderstandes mit sich. Die Ingenieure haben gelernt, mit diesen Zielkonflikten umzugehen und schaffen es immer wieder durch feines Justieren der Parameter, Mischungen zu erzielen, die in fast jedem der zwölf obigen Kriterien ihr Vorgängermodel übertrumpfen.

 

Das Europäische Reifenlabel, welches auch auf Reifen in der Schweiz angebracht wird, konzentriert sich ausschliesslich auf drei Kriterien: den Rollwiderstand, den Nassbremsweg und das Rollgeräusch. Dies ermöglicht zwar einfaches Vergleichen zwischen verschiedenen Produkten, zeigt aber nicht einmal die Hälfte der Wirklichkeit, so Sven Saxer, Vertriebsleiter bei Continental Suisse SA in seinem Referat. Weder Verschleiss noch Fahren auf trockener oder verschneiter Fahrbahn gehen irgendwie in die Bewertung ein. Die schlechtesten Reifen können auf dem EU-Reifenlabel gut dastehen, wenn sie in den drei bewerteten Kriterien trumpfen.


Für uns heisst das: Das EU-Reifenlabel kann allenfalls Anhaltspunkte liefern, echte Reifentests sind als Entscheidungsgrundlage aber unabdinglich, oder in den Worten des sffv-Präsidenten Patrick Bünzli: «Für uns als Konsumenten ist das EU-Reifenlabel Blödsinn.»

Fahrbahnbelag gegen Strassenlärm
Auch bei Implenia beschäftigt man sich mit der Reifen-Fahrbahn-Paarung, aber hier mit dem Fokus auf dem Fahrbahnbelag. Denn man hat erkannt, dass Lärmschutzwände nicht die einzige Lösung gegen Strassenlärm sind. So kann auch der Strassenbelag einen wesentlichen Teil zur Reduktion des Verkehrslärms beitragen, erklärte Hans Peter Bucheli, Leiter Belagstechnik und -produktion bei der Implenia Bau AG den sffv-Mitgliedern in seinem Referat. So sei ab ca. 40 km/h bei normalen Strassen und PWs das Reifengeräusch lauter als das Motorengeräusch. Implenia, der Gastgeber des sffv-Anlasses, beschäftigt sich intensiv mit dieser Problematik. Auch hier stehen die Ingenieure und Entwickler klassischen Zielkonflikten gegenüber. Feine Mischungen sind zwar leiser, halten aber weniger lang als grobe, auch ein grosser Hohlraumanteil ist ruhiger, dafür ebenfalls weniger belastbar. Gussasphaltbeläge sind leiser und belastbarer, aber sehr aufwändig und kompliziert in der Einbringung und daher auch teuer.


Implenia hat in der Schweiz an verschiedenen Orten verschiedenartige Flüsterbeläge eingebracht, welche auf ihre Dauerhaftigkeit in Bezug auf Tragkraft und Lärmminimierung untersucht werden.

Die spannenden Vorträge haben den Teilnehmern gezeigt, dass weder bei den Reifen noch bei den Fahrbahnbelägen schwarz gleich schwarz ist und dass auf beiden Seiten Ingenieure und Techniker arbeiten, um den Zielkonflikten ein Schnippchen zu schlagen.

 

In unserer Gallery finden Sie einige Impressionen von der Veranstaltung

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