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04.03.2025

Drohende Überregulierung lähmt Schweizer Auto-Markt

Mit lediglich 31'000 Zulassungen nach zwei Monaten liegt der Markt für neue Personenwagen der Schweiz auf dem tiefsten Niveau des laufenden Millenniums. Im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahr ging das Volumen nochmals um 8,2 Prozent zurück.

Drohende Überregulierung lähmt Schweizer Auto-Markt

Gleichzeitig ist kein markantes Nachfragewachstum nach E-Fahrzeugen spürbar, der Marktanteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden wächst im Vorjahresvergleich leicht auf 29,5 Prozent – das Ziel der Roadmap Elektromobilität von 50 Prozent für das laufende Jahr bleibt so noch in weiter Ferne. Um positive Marktimpulse, vor allem für Steckerfahrzeuge, zu setzen, ist die Politik gefordert, den von auto-schweiz vorgestellten «10-Punkte-Plan zum Gelingen der E-Mobilität» rasch umzusetzen. Ansonsten drohen der Schweizer Automobilwirtschaft Sanktionszahlungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Nach dem schwächsten Januar seit der Jahrtausendwende hat sich auch der Marktverlauf im Februar mit 16'212 neuen Personenwagen auf historisch tiefem Niveau bewegt. Nur 2021, mitten in der Covid-Pandemie, wurden im zweiten Kalendermonat des Jahres noch weniger Neuzulassungen registriert. Im Vergleich zum Februar 2024 muss ein Markteinbruch von 12,5 Prozent hingenommen werden. Auch und gerade bei den als Steckerfahrzeuge zusammengefassten Elektroautos und Plug-in-Hybriden sind keine Marktimpulse spürbar. Die Zahl ihrer Inverkehrssetzungen liegt nach zwei Monaten bei 9'129 und damit gerade einmal 1,5 Prozent höher als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Elektroautos können um 11,5 Prozent zulegen, hingegen geht die Zahl neuer Plug-in-Hybride um 15,5 Prozent zurück – die Effekte heben sich in absoluten Zahlen gegenseitig nahezu auf. Der Marktanteil neuer Steckerfahrzeuge liegt mit 29,5 Prozent nach zwei Monaten gerade einmal 2,8 Punkte über dem Vorjahreswert.

«Der Markt befindet sich in einer Art Lähmungszustand. Trotz über 200 Modellen auf dem Schweizer Markt bleibt die Nachfrage nach E-Fahrzeugen viel zu tief, um die zum Jahresbeginn um rund 20 Prozent gesenkten CO2-Zielwerte sanktionsfrei zu erreichen», konstatiert auto-schweiz-Präsident Peter Grünenfelder. «Wir sehen uns in den Warnungen, die wir im Rahmen unserer Jahresmedienkonferenz vor zehn Tagen geäussert haben, bestätigt. Die Anreize für elektrisches Fahren befinden sich in der Schweiz auf zu tiefem Niveau, vor allem im Vergleich mit zahlreichen europäischen Nachbarländern. Die Politik muss sich nun unserem 10-Punkte-Plan für das Gelingen der E-Mobilität annehmen und ihn rasch umsetzen – ansonsten droht in der Schweizer Automobilwirtschaft als drittgrösster Importbranche unseres Landes ein massiver Arbeitsplatzabbau.» Anders seien die allein für 2025 drohenden Sanktionszahlungen von bis zu 500 Millionen Franken nicht zu stemmen. 

Währenddessen steht in Europa die geltende Regulierung der CO2-Emissionen von Neufahrzeugen auf dem Prüfstein. So kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für Mittwoch die Vorstellung eines Aktionsplans zur Entlastung der europäischen Automobilindustrie von drohenden Milliarden-Strafzahlungen an. «Die Schweiz sollte sich schnellstmöglich der angekündigten, marktnäheren Berechnung eines Flottendurchschnitts über drei Jahre anschliessen. Auch unser 10-Punkte-Plan nimmt zahlreiche Ideen auf, um sowohl auf der Seite der Vorschriften als auch bei den Rahmenbedingungen für Elektromobilität gleichlange Spiesse mit dem Rest Europas zu schaffen», fasst Direktor Thomas Rücker die Vorschläge von auto-schweiz zusammen. «Dabei fordern wir keine Subventionen, sondern legen den Fokus auf die Schaffung oder Verstärkung von Anreizen für elektrisches Fahren – von mehr Ladeinfrastruktur über günstigere Strompreise bis hin zur Sistierung der Automobilsteuer auf E-Fahrzeuge für fünf Jahre.»

Gleichzeitig beinhaltet der «10-Punkte-Plan zum Gelingen der E-Mobilität» auch regulatorische Massnahmen wie etwa den Verzicht auf kostentreibende «Swiss-Finish»-Regulierung oder die rückwirkende Inkraftsetzung der CO2-Verordnung. Deren Beratung durch den Bundesrat steht erst in nächster Zeit an – und soll dann bereits seit 1. Januar 2025 gelten, so Thomas Rücker: «Die dadurch entstandene Verunsicherung der Branche, gepaart mit einer im Verordnungsentwurf des Bundesrats vorgeschlagenen Überregulierung, ist fast mit Händen greifbar und schlägt sich nun auch in den Marktzahlen nieder. Die Politik ist gefordert, die Handbremse bei der E-Mobilität zu lösen und eine CO2-Absenkung von Neufahrzeugen im Gleichschritt mit den europäischen Ländern vorzunehmen.» 

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