Dauertestauftakt: Volvo EX30 - Roadtrip 3000 km von Zürich nach Göteborg und zurück
Posted by: Mario Borri
aboutFLEET hat den Volvo EX30 gebührend zum Langzeittest begrüsst: Auf einer 3000 km langen Reise in die schwedische Heimat von Volvo und zurück, wurde der kompakte E-SUV auf Herz und Nieren geprüft.
Text/Bilder: Mario Borri
Mitte November trat der Volvo EX30 zum sechsmonatigen Dauertest bei aboutFLEET an – schon eingefahren (km-Stand ca. 5000), in der Topversion mit zwei E-Motoren, Allradantrieb, 428 PS und 69 kWh-Akku, in der Topausstattungsvariante «Ultra», im sehr hellen Hellblau «Cloud Blue» lackiert und mit 19-Zoll-Winterrädern bestückt.
Ausreichend geräumig für die Grösse
Ich reiste alleine, so hatte mein Gepäck im 318 Liter grossen Kofferraum locker Platz. Zu zweit wäre auch noch gegangen, mit abgeklappten Rücksitzlehnen fasst der EX30-Laderaum knapp 1000 Liter. Für den Familienausflug ist der 4,23 m kurze Elektro-SUV zu klein. Auch der Passagierraum ist für mehr als zwei Personen eher knapp bemessen. Im minimalistischen Cockpit dominiert das zentrale Tablet, über das bis auf Fahrstufen und Blinker praktisch alle Funktionen gesteuert werden, selbst Spiegelverstellung, Handschuhfach und Scheinwerfer. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber ans spezielle Bedienkonzept, auch das es keinen zentralen Tacho gibt. Dafür clever: eine individuell belegbare Lenkradtaste zum Beispiel für die schnelle Deaktivierung des obligatorisch nervenden Tempowarners.
Sau schnell und sehr dynamisch
Mit vollem Akku und 448 km Reichweite gings Richtung Norden. Die erste Etappe führte mich rund 600 km nach Essen. Ich hatte keinen Stress, ging sanft mit dem Gaspedal um. Beim Überholen und auf einer spontanen Überlandfahrt durch die Schwäbische Alb (die Autobahn war gesperrt) machte sich das dynamische Potenzial des Twin Motors bemerkbar (0 bis 100 km/h in 3,6 Sekunden). Bei Vollgas katapultierten die 428 PS und 543 Nm Drehmoment den immerhin fast zwei Tonnen schweren Elektro-Volvo blitzartig vorwärts, augenblicklich war das vordere Fahrzeug überholt. Dank relativ straff abgestimmten Fahrwerk und präziser Lenkung machten auch die Kurven auf der Alb Spass.
Zweieinhalb Stunden fahren, 30 Minuten laden
Wieder auf der Autobahn, machte das recht komfortable Fahrwerk, die bequemen und beheizbaren Sitze sowie die Top-Soundanlage die Reise zum Genuss. Google Maps führte mich für die Strecke zwei Mal an die Ladesäule. Zurecht, denn die WLTP-Reichweite von knapp 450 km lag immer in unerreichbarer Ferne. Bei Autobahntempo, maximal 140, und Temperaturen um 4 Grad beträgt der Durchschnittsverbrauch mehr als 25 kWh/100 km (WLTP: 17,5), was eine realistische Reichweite von knapp 250 km bedeutet. Am Schnelllader lädt der EX30 mit maximal 150 kW in einer halben Stunde von 20 auf 80 Prozent. So musste ich etwa alle zweieinhalb Stunden, einen Ladestopp von rund 30 Minuten einlegen.
Tiefe Temperaturen, weniger Reichweite
Nach dem spannenden Besuch der Essen Motor Show mit ihren spektakulären Tuning- und Classic-Cars fuhr ich 900 km weiter durch Norddeutschland und Dänemark in Richtung Fähre, die mich nach Göteborg brachte. Je weiter nördlich ich mich befand, desto tiefer waren die Temperaturen und desto mehr schrumpfte die Reichweite – bei -2 Grad auf rund 200 km. Trotz Vorkonditionierung der Batterie (nur bei Google Routenführung) dauerten auch die Ladestopps länger. Ich erreichte aber problemlos das Volvo-Headquarter.
Tiefe Geschwindigkeit, höhere Reichweite
Nach dem Fotoshooting brach ich wieder auf Richtung Süden. Die Temperaturen stiegen auf der 350 km langen Strecke aber nur langsam in den positiven Bereich, die Reichweite blieb tief, die Ladestopps zogen sich hin. Ich setzte wieder mit der Fähre über, von Ystad ins polnische Swinemünde an der Grenze zu Deutschland, und fuhr weiter nach Berlin. Ich legte die rund 300 km von der Ostseeküste in die deutsche Hauptstadt bewusst auf Überlandstrassen mit Höchsttempo 100 zurück. Auch wurde es wieder etwas wärmer, gut 7 Grad, und siehe da, die Reichweite bewegte sich wieder Richtung 300 km. Nach einer Pause und einer schnellen Vollladung in Berlin trat ich den 850 km langen Heimweg nach Zürich an, wo der Roadtrip nach rund 3000 km Fahrt endete.
Fazit: Für Langstrecken weniger geeignet
Der Volvo EX30 ist kein typisches Langstreckenfahrzeug. Wer oft weit fahren muss, wird die zahlreichen Ladepausen als Frustfaktor empfinden. Doch als urbanes Elektroauto mit Stil, Komfort und Dynamik hat der EX30 viele Vorzüge. Seine Strassenlage, die zackige Beschleunigung und das frische Design überzeugen. Wer sich auf die Eigenheiten bei der Bedienung einlässt, erhält ein faszinierendes Stück Elektromobilität.