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09.10.2023

E-Fahrzeuge haben laut Geotab-Studie 2028 keine Vormachtsstellung in Flotten

Vor vier Jahren zeigte sich noch mehr als die Hälfte der deutschen Fuhrparkmanager (57 Prozent) in einer Studie von Geotab optimistisch, dass E-Modelle in ihren Flotten bis 2028 eine dominante Rolle spielen werden. Doch in der Nachfolgestudie gehen jetzt nur noch 25 Prozent der befragten Flottenmanager davon aus, dass sie dieses Ziel erreichen werden.

E-Fahrzeuge haben laut Geotab-Studie 2028 keine Vormachtsstellung in Flotten

In einer neuen Geotab-Studie rechnet ein Drittel der Befragten (32 Prozent) inzwischen mit einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren, ein Viertel (26 Prozent) sogar noch länger. Allerdings werden sie nach aktuellem Stand ab 2035 keine konventionellen Verbrenner mehr kaufen können – die Frage ist also,was muss sich ändern, um E-Flotten für Fuhrparks attraktiver zu machen?

Die Studie zeigt, dass 82 Prozent der Befragten das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Rolle als Flottenmanager für (eher) wichtig halten. Auf Managementebene liegt dieser Wert in den Augen der Studienteilnehmer sogar noch etwas höher (84 Prozent). Das ist die gute Nachricht. Gleichzeitig will aber lediglich ein Viertel (25 Prozent) der Befragten in den nächsten fünf Jahren mindestens die Hälfte seiner Flotte auf E-Fahrzeuge umstellen. Deutlich mehr – nämlich 35 Prozent der Manager – haben dagegen keine Pläne für eine Fuhrpark-Elektrifizierung bis 2028.

In der Studie finden sich auch einige Gründe für die vorsichtige Haltung bei der Einführung von E-Fahrzeugen. So nannten die meisten Flottenmanager (60 Prozent) die geringe Reichweite als großes Hindernis hierbei. Dahinter folgen hohe Kosten (47 Prozent), Ladezeiten (36 Prozent) sowie mangelhafte öffentliche Ladeinfrastruktur (30 Prozent) – allesamt Punkte, die schon in der Studie aus 2019 von den Fuhrparkmanagern kritisiert wurden. Zwar gibt es durchaus Verbesserungen hinsichtlich der Reichweite von Elektrofahrzeugen, und auch die Anzahl an Ladepunkten in Deutschland ist von 19.160 in 2019 auf 89.056 deutlich gestiegen. Doch im europäischen Vergleich befand sich Deutschland 2021/2022 beispielsweise hinter Ländern wie den Niederlanden, Norwegen oder Frankreich. Und auch die weiteren wahrgenommenen Herausforderungen sind im Großen und Ganzen die gleichen geblieben.

Als Folge hat sich das durchschnittliche Verhältnis der verschiedenen Antriebsarten erst langsam Richtung Elektroantrieb verschoben: Waren 2019 noch 77 Prozent der Fahrzeuge Diesel, 21 Prozent Benziner und lediglich zwei Prozent Elektro, liegt der Wert für Letztere heute mit acht Prozent etwas höher. Hinzu kommen 67 Prozent  Diesel-, 17 Prozent Benzin- sowie sieben Prozent Hybrid-Fahrzeuge. Immerhin:  Ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) plant aber grundsätzlich, ihren gesamten Fuhrpark zu elektrifizieren. Denn Diesel sind die umweltschädlichsten Fahrzeuge, die auf den Straßen unterwegs sind, da sie Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickoxide ausstoßen. Transportunternehmen und Flottenmanagern, denen etwas an der Umwelt liegt, müssten den Anteil dieser Fahrzeuge noch stärker senken als bisher.

„Die Fortschritte bei der Elektrifizierung der Fuhrparks nehmen nur langsam Fahrt auf , da sich die Timeline für viele Manager deutlich nach hinten verschoben hat und nur noch eine Minderheit daran glaubt , dass E-Modelle 2028 in ihren Flotten eine Vormachtstellung einnehmen werden“, erklärt Klaus Böckers, Vice President Nordics and Eastern Europe, bei Geotab. „ Dabei gibt es bereits Lösungen für viele der Herausforderungen, die sie von der Elektrifizierung abhalten. Beispielsweise lassen sich Routen mithilfe von Telematiklösungen speziell für Elektrofahrzeuge optimieren oder die Ladezyklen in die Planung einbeziehen. Dieser Möglichkeiten sollten Flottenmanager sich bewusst sein, doch bislang setzen nur die wenigsten von ihnen auf Telematik. Investitionen in eine eigene Ladeinfrastruktur oder die Erzeugung von Strom durch erneuerbare Energiequellen, die manche Unternehmen schon tätigen, tragen zudem dazu bei, sich zukunftsfähig aufzustellen.“

Die Studie zeigt gleichzeitig: Bisherige staatliche Maßnahmen bringen nicht den gewünschten Effekt. Gesetze und Vorschriften, wie die Dieselfahrverbote in einigen deutschen Städten oder das Verbrenner-Aus ab 2035, stellen nicht einmal für jeden Zehnten (sieben Prozent) eine Motivation dar, eine E-Flotte auf- und auszubauen. Ob solche Regularien der richtige Weg für die E-Mobilität sind, darf damit zumindest bezweifelt werden. Stattdessen sprechen sich zwei von fünf Fuhrparkmanagern (38 Prozent) für staatliche Anreize, etwa in finanzieller Form, aus, genau wie für eine weitere Verbesserung der Ladeinfrastruktur (51 Prozent), um den Übergang voranzutreiben. Noch stärker sind allerdings die Hersteller gefragt: Knapp zwei Drittel der Studienteilnehmer (63 Prozent) sehen höhere Reichweiten als wichtigstes Mittel hierfür.

Helfen könnte womöglich auch, die Vorteile von E-Fahrzeugen noch stärker in den Vordergrund zu rücken – ein Drittel der Befragten (32 Prozent) sieht nämlich keine wesentlichen Benefits durch die Elektrifizierung ihrer Flotten. Bei den weiteren Studienteilnehmern klingt dies dagegen anders: Sie versprechen sich neben Umweltvorteilen (47 Prozent) auch eine Reduzierung der Kosten für Betrieb, Wartung und Instandhaltung ihrer Flotte (34 Prozent) und die Aussicht, die steigenden Kraftstoffkosten besser bewältigen zu können.

Ein unterschätzter Faktor sind zudem Telematiklösungen. Denn diese liefern Fuhrparkmanagern und Fahrern Echtzeitinformationen über den Batteriestand, die voraussichtliche verbleibende Reichweite oder verfügbare Ladestationen. Damit lassen sich zumindest vieleder Hürden von E-Fahrzeugen überwinden. Bislang setzen aber nur 17 Prozent der Befragten – ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 – ein solches Tool ein und lediglich vier Prozent können sicher sagen, dass dieses auch Elektrofahrzeuge unterstützt.

„In 20 bis 25 Jahren droht Flottenmanagern ein böses Erwachen: Dann nämlich, wenn ihre Verbrenner-Fahrzeuge nicht mehr funktionstüchtig sind und sie mit einem Schlag auf Elektroantrieb umstellen müssen“, ergänzt Klaus Böckers. „Viel sinnvoller wäre es, in den kommenden Jahren ihre Flotten Schritt für Schritt mit Elektrofahrzeugen zu bestücken. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht lohnt sich dies mehr, als immer mehr Geld in die Wartung und Reparatur von Dieseln und Benzinern zu stecken, in der Hoffnung, dass sie so möglichst lange durchhalten werden. Denn Geotabs EVSA (Electric Vehicle Suitability Assesments) zeigt, dass sechs von zehn Fahrzeugen in Fuhrparks heute schon problemlos auf Elektroantrieb umgestellt werden können.“ (pd/ml)

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