Home

01.12.2022

Europa droht vom Export- zum Importmarkt für Autos zu werden

Während chinesische Hersteller immer mehr BEVs in Europa verkaufen, verlagern sowohl europäische als auch amerikanische Hersteller ihre BEV-Produktion zunehmend nach China – und verschieben die Rolle Europas vom Exporteur zum Importeur von Autos. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen «Electric Vehicle Sales Review» von PricewaterhouseCoopers.

Europa droht vom Export- zum Importmarkt für Autos zu werden

Bereits 2025 könnten in Europa knapp 800‘000 Autos aus chinesischer Produktion verkauft werden, davon mehr als 330‘000 von Marken europäischer OEMs. Noch im vergangenen Jahr hatten europäische Hersteller lediglich 35‘000 BEVs aus China nach Europa exportiert. Für 2022 prognostiziert die Studie mit 66‘000 BEVs bereits eine Verdopplung. Diese Entwicklung führt dazu, dass Europa 2025 bereits einen Importüberschuss von mehr als 221‘000 Fahrzeugen (Verbrenner und Elektroautos) erreichen könnte. Noch vor wenigen Jahren verzeichnete Europa einen Exportüberschuss mit Autos – 2015 lag dieser bei knapp 1,7 Millionen Fahrzeugen.

 

«Die europäischen Hersteller kämpfen nach wie vor mit Lieferschwierigkeiten und setzen vor allem auf BEV-Modelle im oberen Preissegment. Die chinesischen Hersteller haben ihre Produkte dagegen im heimischen Markt optimiert und weiterentwickelt, sodass sie inzwischen günstige BEV-Modelle, innovative Technologie und neuartige Konzepte nach Europa bringen. Als Ergebnis sehen wir, dass es kein europäisches Modell in die Top 5 der meistverkauften E-Autos weltweit schafft», sagt Thilo Bühnen, Automobilexperte bei Strategy& Schweiz. «Um ihre Strukturen zu halten, das Momentum der Elektro-Transformation für sich zu nutzen und weiterhin von Skaleneffekten zu profitieren, müssen die europäischen OEMs deswegen jetzt dagegenhalten und ihre Lieferketten unter Kontrolle bekommen sowie ihre Entwicklungs- und Anlaufprozesse im In- und Ausland beschleunigen.»


Die deutschen Autobauer konnten ihre Marktanteile in China in den ersten drei Quartalen dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 3,8% auf 4,1% ausbauen. Doch im heimischen Automobilmarkt erleben sie eine wachsende Konkurrenz durch chinesische OEMs. Obwohl diese in Europa bislang nur eine untergeordnete Rolle spielen, könnten sie 2030 etwa 5% des europäischen BEV-Marktanteils erobert haben. 

 

«Wir beobachten momentan, wie der Automobilstandort Europa gleich von mehreren Seiten unter Druck gerät», analysiert Thilo Bühnen. «Neben den gestörten Lieferketten machen den Herstellern in Europa vor allem die gestiegenen Energiepreise zu schaffen. Hinzu kommt ein geopolitisches Umfeld, in dem Staaten wieder aktiv Industriepolitik betreiben, um bestimmte Branchen zu fördern und Lieferketten zu lokalisieren, wie wir es etwa in den USA mit dem Inflation Reduction Act (IRA) sehen. Umso entscheidender ist es nun, eigene und autarke europäische Wertschöpfungsketten auszubauen; falls möglich, teils sogar bis zu den Rohstoffen.» (rk/pd)

 

www.pwc.ch

SUCHEN