«Auch in Zukunft werden wir Fahrschulen brauchen»
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Elektroautos liegen im Trend. Das spüren auch Fahrschulen – vor allem bei jungen Leuten, die elektrisch fahren lernen wollen. Richi Trinkler, Geschäftsführer der Fahrschule XXL in Baar ZG, über Rekuperieren, digitale Assistenten und seine Ausbildungsfahrzeuge der Marke Mercedes-EQ.
Richi Trinkler, Geschäftsführer der Fahrschule XXL (links im Bild) mit seinem Team.
Richi Trinkler, wie passt Elektromobilität zu Ihrem Fahrschulbetrieb?
Bestens. Als Fahrschule XXL wollen wir auch technologisch stets auf der Höhe der Zeit bleiben. Elektrisch fahren im Zusammenspiel mit Apps, die uns umfassende Informationen liefern, bis hin zum elektronischen Fahrsimulator, den wir unterstützend einsetzen – da greift alles optimal ineinander.
Das Elektroauto – eine Form von künstlicher Intelligenz auf Rädern?
So etwas in der Art. Auf jeden Fall eine Art rollendes Smartphone (lacht). Die digitalen Assistenten sind heute schon unglaublich effektiv. Und die Entwicklung geht immer deutlicher in Richtung autonomes Fahren.
Gutes Stichwort. Machen Sie sich keine Sorgen, ob Fahrlehrer künftig überhaupt noch gebraucht werden?
Nein, wir werden weiterhin Aufgaben bezüglich Verhalten und Sicherheit im Strassenverkehr zu erfüllen haben. Auch wenn wir heute noch nicht genau wissen, welche. Die Technologien entwickeln sich rasch, doch die Schweizer Behörden reagieren eher gemächlich: Alles Neue muss zuerst einmal offiziell bewilligt werden. Und solange noch Gebrauchtwagen unterwegs sind, wird uns auch die konventionelle Fahrschularbeit nicht ausgehen. Wir halten aber die Augen offen: Was ändert sich für uns, wo müssen wir anknüpfen?
Entspricht das Elektroauto den Anforderungen an eine moderne Fahrschule besser als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor?
Wir sind dieser Frage gründlich nachgegangen und können sie positiv beantworten, da die Digitalisierung immer weiter voranschreitet und sowieso auf Elektrizität basiert. Zwar gibt’s Digitalisierung heute auch in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, aber logischerweise nicht ganz so konsequent, denn die Krafterzeugung erfolgt dort rein analog. Den Einstieg in die E-Mobilität haben wir übrigens mit einem Plug-in-Hybrid-Modell vollzogen: dem Mercedes-Benz GLE als Zwischenstadium zwischen Verbrenner und Vollelektriker. Noch stehen alle drei Antriebsformen bei uns im Einsatz. Da muss auch ich mental manchmal umschalten: Womit bin ich eigentlich gerade unterwegs?
Wieso ist Ihre Wahl auf Mercedes-Benz gefallen?
Nach 18 Jahren mit einer anderen Automarke sagte ich zu meinen Leuten: Lasst uns etwas anderes ausprobieren und einen neuen Mobilitätspartner finden. Mit dem MB Auto Center Zug haben wir eine Wahl getroffen, die uns das Gefühl gibt, vollkommen richtig zu liegen.
Die Markenwahl fiel also schon vor dem Elektro-Entscheid?
Ja, die Flotte hatten wir bereits vor drei Jahren abgelöst, mit dem Mercedes-Benz GLA fing das bei uns an. Unsere drei elektrischen Modelle setzen wir seit Frühjahr 2022 ein.
Weshalb gerade den Mercedes EQA 350?
Auf den EQA ist die Entscheidung gefallen, weil er im Grunde die Elektroversion des GLA darstellt, der von den Proportionen und der Grösse her das ideale Schulungsfahrzeug für uns ist. Die Variante EQA 350 haben wir deshalb gewählt, weil sie sich als starkes Zugfahrzeug eignet für die Anhängerausbildung, die wir ebenfalls anbieten.
Wie wirkt sich die Möglichkeit zur Rekuperation beziehungsweise das «One Pedal Driving» auf den Schulbetrieb im E-Auto aus?
Wir zeigen den Schülern, wie das Rekuperieren funktioniert, schulen aber vor allem das vorausschauende Fahren. Wir fahren bewusst meist im «D+»- oder im «Auto»-Modus. In Letzterem «segelt» das Auto gewissermassen – wie ein Handschaltermodell im Leerlauf. Im Moment, in dem ich das «Gaspedal» loslasse, spare ich Energie.
Die sparen Sie aber auch durchs Rekuperieren, wenn der E-Motor als Generator funktioniert und das Auto selbsttätig abbremst.
Ja, nur gewinne ich leider nie so viel Energie zurück, wie ich vorher reingesteckt habe. Also betreibe ich das E-Auto am effizientesten, wenn es von Anfang an möglichst wenig Energie aus der Batterie zieht. Tests haben uns aufgezeigt, dass wir auf diese Weise mehr Reichweite erzielen.
Welche Distanzen absolvieren Ihre E-Schulfahrzeuge denn im Tagesschnitt?
Da wir eine städtische Fahrschule sind, halten sich die Fahrstrecken in Grenzen. Es sind so 150 bis 200 Kilometer.
Punkto Reichweite brauchen Sie sich also nie Sorgen zu machen?
Nein. Es gibt manche Tage, an denen es nicht einmal notwendig ist, das Auto abends zu laden. Gerade dann, wenn der Fahrlehrer nebenbei auch noch Motorrad-Fahrstunden gibt.
Welche Vorteile bringt der nahezu lautlose Fahrbetrieb?
Die Lernenden stört er genauso wenig wie die Anwohner. Ein Fahrschulauto in einem städtischen Quartier ist nur dann ein Problem, wenn es akustisch unangenehm auffällt. Fährt es täglich dreimal durch die gleichen Strassen, wird es zum Störfaktor. Das haben wir früher gespürt - jetzt nicht mehr. Weil wir einfach keine Lärmemissionen mehr produzieren.
Und sonst?
Die Kommunikation im Auto ist viel angenehmer. Im heissen Sommer gibt’s noch einen weiteren Vorteil: Auch wenn’s etwas mehr Energie verbraucht, kann die Klimaanlage auch im Stand aktiviert bleiben, ohne dass dafür ein Verbrennungsmotor laufen muss. Im Fahrschulbetrieb einen kühlen Kopf zu bewahren, ist immer eine gute Idee! (rk/pd)
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