14. September 2022

Experteninterview: «So klappt der Umstieg auf E-Mobilität»

Die Fleetcompetence Group unterstützt ihre Kunden bei der Gestaltung wirtschaftlicher und nachhaltiger Business-Mobility-Lösungen. Wie konkret, erklärt Balz Eggenberger, Managing Partner der Fleetcompetence Europe GmbH in Rebstein.

Experteninterview: «So klappt der Umstieg auf E-Mobilität»

Balz Eggenberger, Managing Partner der Fleetcompetence Europe GmbH

Sie haben kürzlich am A&W Branchenanlass in Safenwil gesagt, dass es jetzt ein guter Moment für Unternehmen sei, auf die Elektromobilität umzusteigen. Weshalb ?  
Aktuell gibt es ein sehr grosses Angebot an attraktiven Elektrofahrzeugen. So hat die Modellvielfalt bei den Elektrofahrzeugen in den letzten 12 – 18 Monaten bei diversen Marken massiv zugenommen. Auch die Reichweiten reiner Elektrofahrzeuge (BEV) sind deutlich gestiegen und liegen heute bei vielen Fahrzeugen mit reinem Elektroantrieb bereits in einem akzeptablen Bereich von +/- 400 km. Auch die öffentliche Ladeinfrastruktur in der Schweiz wurde in den letzten ein bis zwei Jahren massiv ausgebaut. Und dann haben wir vor allem auch eine ganz neue Situation bei den Treibstoffpreisen. Die Preise von Benzin und Diesel sind in den letzten Monaten massiv gestiegen und wer weiss, wie hoch diese Preise noch steigen werden.   

Wie ist die Situation aktuell? Steigen hier viele Unternehmen auf E-Mobilität um – oder haben dies bereits getan?  
Genau das wollten wir auch wissen. Aus diesem Grund haben wir anfangs 2022 eine Car-Policy-Marktstudie durchgeführt. Rund 160 Unternehmen aus der ganzen Schweiz haben daran teilgenommen. Eine der relevanten Fragen in diesem Zusammenhang betraf die aktuelle Situation und lautete: «Wie viele Elektrofahrzeug umfasst Ihre Fahrzeugflotte im Jahr 2022?». 

Und was kam dabei heraus?
Von den 125 Teilnehmern, die auf diese Frage geantwortet haben, besitzen bereits 70 % (d.h. 88 von 125 Teilnehmern) Elektrofahrzeuge. Rund 50 % derjenigen Unternehmen die bereits Elektrofahrzeuge in Ihrer Flotte haben, besitzen derzeit zwischen 1 – 10 Elektrofahrzeuge. 10 Unternehmen (d.h. 8 % aller Teilnehmer, welche auf diese Frage geantwortet haben) haben bereits mehr als 50 Fahrzeuge mit Elektroantrieb in ihrem Fuhrpark. 

In dieser Umfrage wollten Sie auch wissen, wer in den nächsten 12 Monaten plant, die Anzahl der Elektrofahrzeuge in seinem Unternehmen zu erhöhen.
Genau. 71 % aller Unternehmen, die auf diese Frage geantwortet haben (130 Antworten) planen den Anteil aller Steckerfahrzeuge in den nächsten 12 – 18 Monaten zu erhöhen. 14 % sind noch unsicher und nur gerade 15 % der befragten Unternehmen planen dies nicht zu tun. Diese Antworten machen deutlich, dass das Thema Elektromobilität sehr breit in den Unternehmen angekommen ist und nicht mehr nur Pilot-Charakter hat.

Aus Kostensicht bringe ein Umstieg praktisch immer Einsparungen, heisst es in einer Marktstudie von Fleetcompetence. Was heisst das in Zahlen und was sollten Unternehmen bei der Fahrzeugauswahl beachten?  
Die Mobilität der Mitarbeiter ist für viele Unternehmen ein grosser Kostenblock. Relevant für die Unternehmen sind die tatsächlichen Gesamtkosten einer Mobilitätslösung pro km (TCO=Total Cost of Ownership). Die Kostenvergleiche von Fleetcompetence im Rahmen der letzten Mandate bei verschiedenen Unternehmen in der Ostschweiz haben gezeigt, dass sich bereits heute eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge auf der Basis der effektiven Gesamtkosten lohnt. Und dies, obwohl die meisten Elektrofahrzeuge bei den Anschaffungspreisen (noch) deutlich teurer sind. 

Was heisst das in Zahlen?
Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass die Gesamtkosten von geeigneten Elektrofahrzeugen bei jährlichen Fahrleistungen zwischen 30 - 40'000 km bereits heute im Durchschnitt rund 10 % unter den Gesamtkosten von Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb liegen. Diese Einsparungen erlauben den Unternehmen auch einen Auf- und Ausbau einer Ladeinfrastruktur an den Firmenstandorten und teilweise die Förderung von privaten Ladestationen der Mitarbeiter mit Firmenfahrzeugen mit Elektroantrieb. Trotz dieser zusätzlichen Investitionen in die Ladeinfrastruktur ist die Umstellung auf E-Mobilität «unter dem Strich» immer noch vorteilhaft oder zumindest kostenneutral.

Viele Unternehmen befürchten, dass die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu klein ist, um beispielsweise Aussendienstmitarbeiter damit auszustatten. Was entgegnen Sie darauf? 
Aus unserer Sicht ist es wichtig die Erwartungen der Unternehmen zu diesem Thema zu kennen. Genau deshalb haben wir auch zu diesem Punkt im Rahmen unserer Studie die folgende Frage gestellt: «Wie hoch muss die durchschnittliche Reichweite von reinen Batteriefahrzeugen sein, damit sie für Ihr Unternehmen eine Alternative zu den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor darstellen?». 

Was wurde darauf geantwortet?
42 % der Unternehmen, die auf diese Frage geantwortet haben, erachten eine durchschnittliche Reichweite von 400 – 600 km als notwendig, damit reine Batteriefahrzeuge eine Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor darstellen. 23 % der befragten Unternehmen geben sich mit einer Reichweite von 240 – 400 km zufrieden und 9 % ist mit den aktuellen Reichweiten bereits zufrieden. 19 % der Teilnehmer erachten eine Reichweite von 500 – 700 km als notwendig und 4 % gar eine Reichweite von über 750 km. Unter dem Strich bedeutet das aber, dass rund drei Viertel der befragten Unternehmen mit den aktuellen Reichweiten grundsätzlich zufrieden sind. 

Kann man eine Umstellung der Flotte auf die E-Mobilität eigentlich auch testen?
Das kann man. Zu diesem Zweck wird während einer Beobachtungsphase ein spezieller «Dongle» in den Firmenfahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb eingebaut. Nach einer Beobachtungsperiode von 2 – 3 Monaten kann so genau eruiert werden, welche Fahrzeuge der aktuellen Firmenflotte sich für eine Umstellung eignen. Dieser Vorlauf ermöglicht dem Unternehmen dann einen «auf Facts basierenden» Umstellungsentscheid zu treffen. 

Wenn es um Ladestationen und um die Vergütung der Stromkosten geht, wird die Sache etwas komplexer, da Elektrofahrzeuge an verschiedenen Orten und zu stark unterschiedlichen Tarifen aufgeladen werden könnten. Was empfehlen Sie, um hier Kosten zu sparen? 
Als erstes müssen Unternehmen verstehen, dass es wichtig ist die Strombezüge der Mitarbeiter zu steuern. Dazu ein Beispiel: Diesel und Benzin kosten gesamtschweizerisch in etwas gleichviel. Die Treibstoffpreise variieren je nach Tankstelle in der Regel höchstens bei +/- 10 %. Ganz anders sieht es bei den Stromkosten aus. Die Strompreise variieren je nach Bezugsort zwischen 20 Rp/kWh und 80 Rp/kWh. Das ist Faktor vier. So können die Stromkosten bei einem Fahrzeug mit einem Verbrauch von 20 kWh/100 km auf 100'000 km zwischen CHF 4'000.- bis CHF 16'000.- liegen. Da muss sich ein Unternehmen genau überlegen, wie die Strombezüge der Mitarbeiter kostenoptimal gesteuert werden können.   

Aus diesem Grund erachten Sie es auch als wichtig, vor allem denjenigen Mitarbeitern ein Fahrzeug mit Elektroantrieb schmackhaft zu machen, die entweder zu Hause oder am Arbeitsort das Elektrofahrzeug laden können.
Das ist richtig, weil dort ist der Strombezug am günstigsten. Für die Strombezüge des Mitarbeiters am Wohnort  muss auch ein einfacher Vergütungsansatz gefunden werden. Je nach vorhandener Wallbox ist eine effektive Abrechnung der Stromkosten nicht möglich und der Bezug muss geschätzt oder ausgerechnet werden. Der «Prozess» ist also anspruchsvoller als bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb. Dort gibt es einfach eine Treibstoffkarte und mit dieser kann der Mitarbeiter überall tanken. Und genau diese faire Vergütung der Strombezüge am Wohnort der Mitarbeiter stellt das Unternehmen vor gewisse Herausforderungen. Vor allem weil hier zusätzlich noch steuerliche Hindernisse zu berücksichtigen sind.

Wie geht man als Unternehmen am besten vor, wenn man die Fahrzeugflotte elektrifizieren möchte? «Nur» neue Fahrzeuge zu beschaffen, reicht ja nicht, oder? 
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Als erstes sollte man eine Potentialanalyse machen. Das tönt kompliziert, ist es aber nicht. Grundsätzlich geht es darum herauszufinden bei welchen Fahrzeugen der Flotte eine Umstellung auf Elektromobilität grundsätzlich sinnvoll ist und bei welchen nicht. Sollen aktuell nur Personenwagen oder auch schon leichte Nutzfahrzeuge durch Fahrzeuge mit Elektroantrieb umgestellt werden? Welche Kriterien müssen für eine Umstellung gegeben sein? Sollen nur Fahrzeuge, die die optimale Haltedauer erreicht haben ersetzt werden oder auch Fahrzeuge vorzeitig? Das sind nur ein paar der wichtigsten Fragen, die bei einer Umstellung auf Elektromobilität geklärt werden sollten. 

Wie kann Fleetcompetence Unternehmen beim Umstieg unterstützen? 
Fleetcompetence kann ein Unternehmen bei allen Themen rund um das Thema E-Mobilität kompetent unterstützen. Die Unterstützung erfolgt in all jenen Bereichen, wo das Unternehmen dies wünscht. Der Komplexitätsgrad bei der Einführung der Elektromobilität ist auf jeden Fall deutlich höher als bei herkömmlichen Flottenlösungen. Es geht ja nicht nur um Fahrzeuge. 

Sondern?
Auch um das Thema Ladeinfrastruktur am Arbeitsort, Ladeinfrastruktur am Wohnort, stark unterschiedliche Stromkosten, Notwendigkeit von Reglementanpassungen, Einführung von Anreizsystemen etc.- Viele dieser Themen sind «Neuland» für die Flottenverantwortlichen und sonstigen Entscheidungspersonen. Die Erfahrung im Rahmen der letzten Mandate hat gezeigt, dass unsere Kunden unser fundiertes Fachwissen sehr gerne in allen Themenbereichen in Anspruch nehmen. Fleetcompetence ist schon seit rund 5 Jahren national und international aktiv im Bereich Elektromobilität engagiert. So konnten wir in dieser Zeit ein riesiges Fachwissen rund um das Thema Elektromobilität aufbauen. So können wir unseren Kunden optimal beraten, «Best Practice» Lösungen aufzeigen und damit vor allem unnötige Leerläufe vermeiden helfen. (ml)

www.fleetcompetence.com 

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