Nutzfahrzeugmarkt: Tiefrote Halbjahresbilanz
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Im zweiten Quartal ist die Coronakrise endgültig auf dem Nutzfahrzeugmarkt der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein angekommen. Nachdem im ersten Quartal noch ein Minus von 9,7 Prozent zu Buche gestanden hatte, fehlen zur Jahreshälfte bereits 21,5 Prozent auf das Vorjahresresultat.
Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten 18'353 Nutzfahrzeuge eingelöst, im ersten Halbjahr 2019 lag diese Zahl noch bei 23'391. Die Märkte für leichte und schwere Nutzfahrzeuge verlieren pandemiebedingt rund einen Viertel ihres Volumens. Nur die Personentransportfahrzeuge können sich gegen den Trend stemmen und liegen lediglich 4,5 Prozent zurück.
Laut der Expertengruppe für Konjunkturprognosen des Bundes und der Konjunkturforschungsstelle der ETH muss sich die Schweizer Wirtschaft für 2020 auf eine Rezession zwischen 6,2 und 8,1 Prozent einstellen. Für die Fahrzeugmärkte rechnet auto-schweiz mit weitaus drastischeren Rückschlägen durch die COVID-19-Pandemie. Sowohl für Personenwagen als auch für leichte Sachentransportfahrzeuge geht die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure von einem Minus von knapp 25 Prozent aus. Für die schweren Sachen- sowie die Personentransportfahrzeuge werden aufgrund der jeweiligen geringen Marktgrösse keine Prognosen erstellt.
Bereits nach sechs Monaten haben die leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht dieses Rückgangsniveau erreicht. Mit 12'948 Immatrikulationen von Lieferwagen und Co. liegt dieses Segment 4104 Einheiten oder 24,1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 im Minus. Verständlicherweise stellen viele Unternehmen in Krisenzeiten die Neuanschaffung oder den Ersatz von Fahrzeugen zurück. Lieferschwierigkeiten aufgrund von Werksschliessungen zum Höhepunkt der ersten Welle der Pandemie im März und April tragen ein Übriges zur schwierigen Marktlage bei.
Ähnlich ist die Situation bei den schweren Sachentransportfahrzeugen. Lediglich 1'869 Lastwagen und Sattelschlepper sind im ersten Halbjahr auf die Strasse gekommen, 767 oder 29,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Viele dieser Fahrzeugauslieferungen gehen aber noch auf Bestellungen aus dem Jahr 2019 zurück, da Trucks entsprechend lange Liefer- und Aufbauzeiten haben. Die gesamten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie werden in diesem Segment deshalb erst später im Jahresverlauf sichtbar werden.
Die Personentransportfahrzeuge können sich als «gallisches Dorf» derzeit noch erfolgreich gegen einen Markteinbruch wehren. Die Zahl an Einlösungen von Wohnmobilen, Bussen, Cars und anderer Fahrzeuge ist mit 3'536 im ersten Halbjahr kaum zurückgegangen. Das Minus zum Vorjahr beträgt lediglich 167 Immatrikulationen oder 4,5 Prozent.
Eine mögliche Erklärung liegt in der nach wie vor hohen Nachfrage nach Campingmodellen, die mit 3'241 neuen Fahrzeugen das Gros dieses Segments ausmachen und lediglich ein Prozent im Rückstand sind. «Die Reiseform des Campens scheint sich gerade in Corona-Zeiten wachsender Beliebtheit zu erfreuen», erklärt sich auto-schweiz-Mediensprecher Christoph Wolnik dieses Phänomen. «Kein Wunder, ist man in einem Wohnmobil doch relativ gut vor einer Ansteckung geschützt. Gleichzeitig geniesst man die Freiheit, einen Tapetenwechsel vollziehen zu können.»
Zusammen mit den 103'201 Personenwagen wurden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein insgesamt 121'554 neue Motorfahrzeuge in Verkehr gesetzt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres stellt dies einen Rückgang um 58'973 Neuimmatrikulationen oder 32,7 Prozent dar. )pd/mb)