Auto-Markt schrumpft pandemiebedingt um einen Drittel
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Die Halbjahresbilanz am Markt für neue Personenwagen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein fällt ernüchternd aus. Mit 103'201 Immatrikulationen und einem Rückgang von 34,3 Prozent hat die COVID-19-Pandemie nach sechs Monaten ein Loch von gut einem Drittel des vorjährigen Marktvolumens aufgerissen.
Bild: Auto-Medienportal.Net
Im vergangenen Monat sind in den beiden Ländern 24'477 neue Personenwagen auf die Strassen gekommen. Damit stellt der Juni den stärksten Auto-Monat des ersten Halbjahres dar, was auch in den vergangenen Jahren oft der Fall war. Trotzdem resultiert ein Minus von 13,8 Prozent zum Juni 2019, der wiederum bereits 9,8 Prozent unter dem Vorjahresergebnis gelegen hatte. Die Lockerungen der Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie tragen aber erste Früchte. Die Bestellungseingänge haben sich seit Wiedereröffnung der Showräume am 11. Mai durchaus erfreulich entwickelt. Allerdings geht auto-schweiz nach wie vor davon aus, dass zum Jahresende 2020 mit rund 240'000 neuimmatrikulierten Personenwagen das schlechteste Auto-Jahr seit der Öl-Krise Mitte der 1970er Jahre zu Buche stehen wird. Dies entspräche einem Minus von 23 Prozent oder rund 70'000 Neuzulassungen zu 2019.
Im völligen Kontrast dazu steht die Entwicklung der alternativen Antriebe, welche sich auf Rekordniveau befinden. Mit 21,6 Prozent Marktanteil verfügte mehr als jeder fünfte neue Personenwagen im ersten Halbjahr über einen Hybrid-, Elektro-, Gas- oder Wasserstoffantrieb. Dies stellt eine Verdoppelung des Alternativ-Anteils innerhalb eines Jahres dar, der nach den ersten sechs Monaten 2019 noch bei 10,6 Prozent gelegen hatte. Dabei konnten sämtliche Antriebsarten ihren Marktanteil oder ihre Stückzahl im Vorjahresvergleich steigern.
Auch das «10/20»-Ziel von auto-schweiz scheint zur Jahresmitte in Reichweite zu sein. Bereits im Februar 2018 hatte sich die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure vorgenommen, dass jeder zehnte Neuwagen im Jahr 2020 über eine Ladmöglichkeit am Stromnetz verfügen soll, also ein Elektrofahrzeug oder einen Plug-in-Hybrid darstellt. Mit 9,8 Prozent an Steckerfahrzeugen, davon 5,5 Prozent Elektro- und 4,3 Prozent Plug-in-Modellen, ist das Ziel aber nur scheinbar in greifbarer Nähe, denn die COVID-19-Pandemie gefährdet die Erreichung von «10/20» massiv und lässt damit auch den seit diesem Jahr tieferen CO2-Zielwert von 95 Gramm pro Kilometer in noch weitere Ferne rücken.
«Die Coronakrise hat rund um die Welt Werksschliessungen seitens der Automobilhersteller nötig gemacht», erklärt Christoph Wolnik, Mediensprecher von auto-schweiz. «Bis sämtliche Lieferketten wieder reibungslos funktionieren und die Produktion hochgefahren ist, kann es Monate dauern. Diverse Marken haben deshalb bereits Markteinführungen vom zweiten Halbjahr 2020 auf das kommende Jahr verschieben müssen oder Zuteilungen von Modellen für die Schweiz gesenkt oder gestrichen. Dies betrifft auch Modelle mit alternativen Antrieben.»
Auch die Zurückhaltung der Schweiz bei der Förderung neuer Antriebssysteme könnte im zweiten Halbjahr zu einem Nachteil werden, so Christoph Wolnik weiter. «Viele Mitgliedsländer der EU, darunter etwa Frankreich und Deutschland, haben teils zeitlich begrenzte Zusatzprogramme zur Förderung von E-Fahrzeugen aufgelegt. Die Hersteller werden in den nächsten sechs Monaten eher daran interessiert sein, die dortige Nachfrage zu bedienen, welche vermutlich noch steigen wird.» (pd/ir)