Autoabsatz in Westeuropa: Dudenhöffer erwartet massive Corona-Delle
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Einer Studie zufolge könnte der Autoabsatz in Westeuropa wegen des Corona-Virus im Vergleich zum Vorjahr erheblich einbrechen. Allein in Deutschland werde der Absatz um eine halbe Million Fahrzeuge zurückgehen.
Bild: Auto-Medienportal.NET
Die Corona-Pandemie wird in Westeuropa nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zu massiven Einbrüchen beim Autoabsatz führen. Vor allem in Italien, aber auch auf den anderen Hauptmärkten wie Deutschland, Frankreich und Spanien könnten die Hersteller im laufenden Jahr nur deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Institute for Customer Insight an der Universität St. Gallen. Allein in Deutschland werde der Absatz um eine halbe Million Autos zurückgehen.
Im Vergleich zum Vorjahr werde der Absatz um elf Prozent auf noch 12,7 Millionen Autos abstürzen, erklärte Studienleiter Dudenhöffer. Dies gelte bereits bei der optimistischen Annahme, dass sich das öffentliche Leben innerhalb von drei Monaten wieder normalisiere.
Auch ohne das Coronavirus war bereits ein Rückgang des europäischen Automarktes erwartet worden. Kommt es zu dem Einbruch, werde das Niveau von 2019 vermutlich erst im Jahr 2030 wieder erreicht.
Der Einfluss der Pandemie ist in der Automobilbranche immer deutlicher zu spüren. Mit drastischen Massnahmen reagiert jetzt auch Ford auf die Corona-Krise. Im Werk Saarlouis wurde der bisherige Zweischicht-Betrieb auf einen Einschicht-Betrieb verkleinert. «In Saarlouis kommen etwa 1000 Mitarbeiter aus Frankreich jeden Tag über die Grenze. Das ist nun aber auf unbestimmte Zeit nicht möglich, weshalb wir dort nur noch einschichtig arbeiten», sagte der Sprecher am europäischen Sitz des Unternehmens in Köln. In Saarlouis wird der Focus gebaut.
Die französische Grenzregion «Grand Est» war bereits am vergangenen Mittwoch vom Robert Koch Institut als Hochrisiko-Region eingestuft worden. Das Ford-Werk im spanischen Valencia wurde am Montag für zunächst eine Woche komplett geschlossen, wie ein Unternehmenssprecher in Spanien erklärte. Das Werk Valencia zählt rund 7000 Mitarbeiter. Dort werden die größeren Modelle Mondeo, S-Max und Galaxy gebaut. Bisher seien in dem Werk vier Mitarbeiter positiv auf COVID-19 getestet worden, so der Sprecher. Auch im ZF-Werk in Saarlouis kommt es wegen fehlender Mitarbeiter aus Frankreich zu Produktionsausfällen.
Mit grosszügigen Regelungen zur Heimarbeit wollen Daimler, Bosch und Porsche die Infektionsgefahr ihrer Mitarbeiter minimieren. Noch ist die Produktion nur punktuell betroffen. Nur in den grenznahen PW- und LW-Werken im badischen Rastatt und Gaggenau können Mitarbeiter aus dem Elsass derzeit nicht mehr in die Werkshallen kommen, da ihre Region als Krisengebiet eingestuft wurde. «Hier sehen wir gewisse Einschränkungen. Aber das ist immer noch besser, als wenn wir später eine ganze Halle schliessen müssen», sagt ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats.
Weniger gut sieht es derzeit beim Autohersteller Fiat Chrysler. Der Hersteller hat am Montagmorgen beschlossen, wegen der Coronavirus-Epidemie die Produktion in den meisten europäischen Werken für zwei Wochen herunterzufahren. Davon ist auch die Maserati-Produktion betroffen. In Italien sind bis Ende März sechs Produktionsstätten betroffen, in Serbien und Polen jeweils eine, teilte das italienisch-amerikanische Unternehmen am Montag mit. Damit reagiere die Firma auf die sinkende Nachfrage. Auch Nissan und Seat lassen in Spanien die Fabriken stillstehen. (pd/ir)