10. Dezember 2019

CO2-Ausstoss von Dienstwagen: Deutsche Regierung als schlechtes Vorbild

Nach einer Auswertung der Deutschen Umwelthilfe hält keines der 237 Politikerfahrzeuge der Deutschen Regierung den EU-Flottengrenzwert von 130 g CO2/km ein. Doch wie sieht es bei den Schweizer Bundesräten aus?

CO2-Ausstoss von Dienstwagen: Deutsche Regierung als schlechtes Vorbild

Wasser predigen, Wein trinken – heisst es doch so schön. So ähnlich könnte man die Ergebnisse der 13. Dienstwagenumfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) interpretieren. Denn während über dem Deutschen Bundestag kräftig mit der Klimafahne gewedelt wird, lauert in der Tiefgarage ein dunkles Geheimnis.

 

Denn wie die DUH ermittelt hat, hält kein einziger Dienstwagen der Deutschen Regierungspolitiker im Bund und in den Ländern den seit 2015 geltenden EU-CO2-Flottengrenzwert von 130 g CO2/km im Realbetrieb ein. Besonders Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fährt mit schlechtem Beispiel im Bundeskabinett voraus: Sein Dienstwagen hat den höchsten realen CO2-Ausstoss. Auf Landesebene fährt der Bremer Regierungschef Andreas Bovenschulte mit dem CO2-ärmsten PW. Erneuter Negativspitzenreiter unter allen Regierungschefs ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Auch Senja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit stösst mit ihrem BMW 745e iPerformance rund 242 g CO2/km in die Luft – deutlich über dem Grenzwert.

 

Insgesamt wurden 245 Deutsche Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene mit 237 Fahrzeugen untersucht. Davon sind 143 Fahrzeuge mit reinem Dieselantrieb, 74 mit Plug-In-Hybridantrieb und 17 PWs mit konventionellem Benziner unterwegs. Erstmals gibt es drei Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb. Mit einem durchschnittlichen realen CO2-Ausstoss von etwa 225 g/km liegen die Dienstwagen deutlich mehr als 100 Prozent oberhalb des ab dem kommenden Jahr geltenden EU-Flottengrenzwerts von 95 g CO2/km, aber auch 70 Prozent höher als der EU-Zielwert des Jahres 2015 in Höhe von 130 g CO2/km.

 

Wie sieht es aber eigentlich bei der Schweizer Regierung aus? Womit sind die sieben Bundesräte unterwegs? Laut den aktuellsten Angaben vom Mai 2019 bevorzugen die Schweizer Bundesräte bescheidenere Fahrzeugmodelle.

 

Finanzminister Ueli Maurer mag es praktisch. Er fährt einen Mercedes-Benz Viano 3,0-Liter Diesel, Jahrgang 2012 – ein Kleinbus mit bis zu neun Plätzen. Der Normverbrauch liegt zwischen 8,4 und 8,5 Liter Diesel, der CO2-Ausstoss zwischen 221 und 244 g/km. Innenminister Alain Berstet fährt einen VW Sharan Highline, Jahrgang 2013. Ein Minivan mit Platz für die ganze Familie. Verbrauch: Je nach Motor, Antrieb und Getriebe zwischen 6,4 und 8,4 Liter Benzin bzw. 5,0 und 5,9 Liter Diesel auf 100 km. Der CO2-Ausstoss liegt beim Benziner zwischen 148 g/km und 196 g/km, beim Diesel liegt der CO2-Ausstoss zwischen 130 und 158 g/km.

 

Guy Parmelin fährt einen Mazda 6, den er bereits 2013 gekauft hat, also noch bevor er in die Landesregierung gewählt wurde. Der Bund hat das Fahrzeug dem Wirtschaftsminister abgekauft - selbstverständlich zum Eurotax-Tarif. Normverbrauch: Zwischen 5,5 und 6,7 Liter beim Benziner und zwischen 3,9 und 4,5 Liter beim Dieselmotor. Der CO2-Ausstoss liegt beim Benziner zwischen 129 und 148 g/km, beim Diesel liegt er zwischen 104 und 119 g/km.

 

Aussenminister Ignazio Cassis, soll laut der «Luzerner Zeitung» einen BMW 320 fahren. Einst sein Privatwagen, jetzt Teil der Bundesratsflotte. Unter der Haube der Limousine steckt ein Vierzylindermotor. Der Verbrauch liegt beim Benziner im Schnitt bei 6,3 Liter, beim Diesel bei 3,9 Liter im Durchschnitt. Der CO2-Ausstoss variiert je nach Jahrgang, Motor, Antrieb und Ausstattung zwischen 119 und 209 g/km. Für die City nutzt der Tessiner einen Elektro-Smart.

 

Die beiden Bundesrätinnen Simonetta Sommaruga und Karin Keller-Sutter teilen sich nicht nur den gleichen Haarschnitt, sie fahren auch beide Mini Cooper. Verkehrsministerin Sommaruga fährt einen Mini Cooper, Jahrgang 2018. Je nach Motor und Ausstattung liegt der Verbrauch im Schnitt bei 5,5 Liter, der CO2-Ausstoss beträgt im Schnitt 125 g/km.

 

Karin Keller-Sutter bevorzugt einen Mini Clubman – einst ihr Privatfahrzeug, jetzt Teil der Bundesflotte. Der Verbrauch liegt beim Benziner zwischen 5,1 und 7,4 Liter, der CO2-Ausstoss liegt zwischen 118 und 168 g/km. Beim Diesel liegt der Verbrauch zwischen 4,1 und 4,8 Liter, der CO2-Ausstoss liegt zwischen 109 und 127 g/km.

 

Verteidigungsministerin Viola Amherd kurvt mit einem Toyota Prius durch die Gegend. Den Halb-Stromer kaufte sie einst privat – und sie hat nicht vor, den Wagen dem Bund zu verkaufen. Je nach Baujahr liegt der Verbrauch zwischen 3 und 3,9 Litern, der CO2-Ausstoss liegt zwischen 70 und 76 g/km.

 

Für offizielle Staatsbesuche nutzt der Bundesrat aber eine Repräsentationsflotte, die sich aus Mercedes-Benz-Limousinen der S-Klasse zusammensetzt. Der Verbrauch liegt zwischen 5,9 und 6,4 Liter Diesel, der CO2-Ausstoss zwischen 158 und 168 g/km. Ausser Simonetta Sommaruga, die lässt sich mit dem ehemaligen Tesla S 85 von Doris Leuthard herumchauffieren. (ir)

 

www.duh.de

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