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18.07.2019

Halbjahresbericht 2019: Alternative Antriebe legen Exoten-Status ab

Mit 157'136 verkauften Fahrzeugen (-774 PW; -0,5%) liegt die Zahl der im ersten Halbjahr in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein erstmals immatrikulierten Personenwagen fast exakt auf Vorjahresniveau, was den Erwartungen entspricht.

Halbjahresbericht 2019: Alternative Antriebe legen Exoten-Status ab

Das zufriedenstellende Ergebnis wird durch die im gleichen Zeitraum gestiegenen Kurzzulassungen (+3148 PW; +28,2%) nicht relativiert, da parallel auch die Parallel- und Direktimporte (-3034 PW; -35,6%) gesamthaft zurückgingen. Analysiert man die Verkaufszahlen nach Treibstoffarten, fällt auf, dass der Nachfragerückgang bei Dieselfahrzeugen (-5408 PW; -11,2%) von der Kauflust nach alternativ angetriebenen Fahrzeugen (+6774 PW; +68,2%) mehr als kompensiert worden ist.

 

Wie bereits im ersten Quartal 2019 vermochte der Gebrauchtwagenmarkt nicht von der grundsätzlich intakten Kaufbereitschaft zu profitieren. Im ersten Halbjahr wechselten mit 424'932 Fahrzeugen (-12'552 PW; -2,9%) erneut weniger Occasionen den Besitzer, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Trotz der schwächeren Nachfrage sanken die durchschnittlichen Angebotstage der online zum Verkauf stehenden Gebrauchtwagen auf ein Allzeittief von 63 Tagen (Q2/2018: 67 Tage).

 

Die Schweizer Wirtschaft lief im ersten Halbjahr 2019 rund: Der private Konsum, betriebliche Ausrüstungsinvestitionen sowie steigende Exporte trugen allesamt ihren Teil dazu bei. Für das Gesamtjahr prognostiziert BAK Economics ein robustes BIP-Wachstum von 1,2%. Erfahrungsgemäss liefert eine expansive Konjunkturphase wichtige Impulse für die Investition in langlebige Konsumgüter wie den Kauf von Autos. Die positive Grundstimmung, das wachsende Modellangebot sowie der Ausbau der öffentlichen Lade- und Tankinfrastruktur unterstützen aber auch den Umstieg auf alternative Antriebsarten (vollelektrisch, hybridelektrisch, Erdgas, Wasserstoff). Mit 16’700 immatrikulierten Neuwagen beträgt das Wachstum dieser Fahrzeugkategorie im Vorjahresvergleich 68,2%! Der Marktanteil liegt zur Jahreshälfte bei 10,6% (2018: 6,3%).

 

«Die Transformation bestehender und neuer Antriebstechnologien ist in vollem Gange. Deshalb sind unsere Mitglieder gefordert, ihre Mitarbeitenden laufend weiterzubilden», konstatiert Urs Wernli, Zentralpräsident Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS). «Die Rolle von Garagisten wird sich unzweifelhaft verändern, aber sie werden auch in Zukunft unersetzbar bleiben, um mit ihrem Fachwissen und mit ihrer Servicequalität das Funktionieren unserer individuellen Mobilität sicherzustellen». 

 

Wenn von alternativ angetriebenen Personenwagen die Rede ist, werden meist die vollelektrischen Modelle von Tesla (2989 PW; +279,3%) erwähnt oder abgebildet. Unbestritten ist, dass der kalifornische Hersteller von Elektroautos und dessen umtriebiger CEO Elon Musk zurecht viel Aufmerksamkeit erhalten. In der Schweiz trägt schliesslich rund jedes zweite im ersten Halbjahr 2019 verkaufte Elektroauto ein Emblem von Tesla – dem neuen Mittelklassewagen Model 3 sei Dank. Dies bedeutet aber auch, dass die andere Hälfte, der von Januar bis Juni immatrikulierten 5943 Elektroautos (+147,2%) auf Modelle von Renault, BMW, Hyundai, Nissan, Jaguar und andere mehr entfällt. Eine Vielzahl angekündigter oder bereits bestellbarer Modelle im mittleren und unteren Preissegment – unter anderem von Volkswagen, Renault, Opel, Seat, Mini und Fiat – werden in naher Zukunft wohl ebenfalls rasch steigende Verkaufszahlen und Marktanteile erzielen.

 

Auf noch mehr Zuspruch als reine Elektroautos stiessen im ersten Halbjahr (Plug-in)-Hybridfahrzeuge, wobei die Kombination von Elektro- und Benzinmotor (9177 PW; +35,9%) deutlich mehr Käufer fand als die Variante mit Elektro- und Dieselmotor (1060 PW; +636,1%). Alternativ angetriebene Personenwagen mit Erdgasantrieb (514 PW; -13,6%) oder mit Wasserstoffmotor (5 PW; -79,2%) spielen hierzulande hingegen vorderhand (immer noch) keine Rolle.

 

Während Neuwagen mit einem alternativen Antrieb im ersten Halbjahr gut nachgefragt wurden, musste die Verbrennerfraktion teils herbe Rückgänge ihrer Verkaufszahlen hinnehmen. Einzig Volkswagen (17’804 PW, +3,6%), Škoda (12’469 PW, +22,0%), Seat (7280 PW, +13,3%) und Toyota (5471 PW, +8,0%) vermochten im Vorjahresvergleich zuzulegen. Škoda überholte BMW dank dem anhaltend starken Wachstum in der Top-10-Marken-Rangliste, während Seat von Rang 9 auf Rang 6 vorrückte. Durchgängig schlechter als ein Jahr zuvor waren die Verkaufszahlen bei Mercedes-Benz (12’740 PW, -1,2%), BMW (12’050 PW, -3,2%), Audi (8974 PW, -0,4%), Ford (6966 PW, -11,0%), Renault (5883 PW, -22,6%) und Opel (5651 PW, -14,9%).

 

Obschon fast dreimal mehr Gebrauchtwagen den Besitzer wechseln, als Neuwagen verkauft werden, ist aktuell eine gewisse Orientierungslosigkeit spürbar. Diese gründet unter anderem auf stark gesunkenen Beschaffungskosten für Neuwagen, auf ungeklärten Fragen zur Dieselproblematik mit unabsehbaren Folgen für allfällige Fahrbeschränkungen und Restwerte sowie auf der (umwelt-)politisch geforderten Transformation hin zu alternativen Antriebstechnologien mit einem bis dato aber höchst überschaubaren Modell- und Gebrauchtwagenangebot.

 

Im ersten Halbjahr 2019 wurden insgesamt 424'932 Handänderungen (-12'552 PW; -2,9%) registriert. Damit sanken die Occasionsverkäufe in den letzten sechs aufeinanderfolgenden Quartalen! In der Top-10-Markenrangliste vermochten lediglich BMW und Škoda besser abzuschneiden als ein Jahr zuvor. Škoda (16’015 PW, +5,4%) rückte damit auf Kosten von Toyota (14’775 PW, -5,7%) erstmals in die Top-10 vor. Keine Veränderungen gab es auf den Rängen 1 bis 6: Der unangefochtene Favorit bei Gebrauchtwagenkäufern ist und bleibt Volkswagen (56'968 PW, -2,0%), gefolgt von BMW (35’152 PW, +2,4%), Audi (31’858 PW, -1,8%), Mercedes-Benz (29’969 PW, -1,0%), Opel (22’472 PW, -10,7%) und Renault (19’407 PW, -10,0%). Ford (18’637 PW, -1,8%) tauschte mit Peugeot (18’190 PW, -7,5%) die Ränge, während Fiat (15’231 PW, -3,6%) auf Rang 10 zurückfiel.

 

«Wie sich bereits im letzten Jahr abzeichnete, führt die sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen mit Dieselmotoren nicht nur zu vergleichsweise höheren Restwerten bei gebrauchten Benzinern, sondern auch bei Occasionen mit einem alternativen Antrieb. Letztere sind derzeit jedoch nur in geringer Zahl als Gebrauchtwagen erhältlich, was für drei Jahre alte Fahrzeuge im Marktdurchschnitt zu höheren Händlerverkaufspreisen führt als bei vergleichbaren Modellen mit Verbrennungsmotoren», weiss Robert Madas, Director Insights & Analysis ALPS bei Eurotax.

 

Der Occasionsmarkt bleibt für Garagisten und Händler aufgrund seines Volumens und angesichts seiner Bedeutung für den Neuwagenverkauf (Stichwort: Eintausch) wichtig. Gleichzeitig wird durch Gebrauchtwagen aber auch betriebsnotwendiges Kapital gebunden. Da ist es grundsätzlich eine gute Nachricht, wenn die Angebotstage der zum Verkauf stehenden Occasionsfahrzeuge zur Jahresmitte zum wiederholten Mal sanken, und zwar auf das aktuelle Allzeittief von durchschnittlich 63 Tagen (-4 Tage: -6,8%). Besonders gefragt waren im ersten Halbjahr Fahrzeuge der Microklasse (53 Tage, -9,6%) sowie Kleinwagen (53 Tage, -5,8%). Auch Kompakt- und Minivans (59 Tage, -12,5%), SUVs und Geländewagen (59 Tage, -6,7%) sowie Fahrzeuge der Unteren Mittelklasse (61 Tage, -7,8%) fanden schneller einen neuen Besitzer, als der Durchschnitt aller Gebrauchtwagen. Nur wenig länger dauerte der Verkauf von Occasionen der Mittelklasse (67 Tage, -3,0%). Deutlich mehr Geduld war hingegen bei Fahrzeugen der oberen Mittelklasse (78 Tage, -8,0%), bei Coupés (83 Tage, -5,3%) sowie bei Cabriolets und Roadster (83 Tage, -4,2%) gefragt. Einzig Fahrzeuge der Luxusklasse (95 Tage, +3,1%) standen länger als im Vorjahr auf dem Hof. (pd/ir)

 

www.eurotax.ch

 

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