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29.06.2016

Verletzungsrisiko: Cabrios im Überschlagstest

Anlässlich der FutureDays der Automobiltechnik der Berner Fachhochschule BFH liess die DTC Dynamic Test Center AG Cabrios und Limousinen überschlagen. Bei der diesjährigen Serie von Tests ging es darum, ein allfälliges Sicherheitsdefizit offener Fahrzeuge bei einem Überschlag aufzuzeigen.

Verletzungsrisiko: Cabrios im Überschlagstest

Das Peugeot 206CC Cabriolet in Endlage nach dem Überschlag.

Offene Fahrzeuge gewinnen hierzulande zunehmend an Beliebtheit. Doch wie ist der Stand der Insassensicherheit offener Fahrzeuge bei einem Überschlag? Im DTC Dynamic Test Center wurde untersucht, ob Cabrioletfahrer mit dem offenen Fahrzeug Einbussen im Bereich der Sicherheit in Kauf nehmen müssen. Gemäss Unfallstatistik des TCS überschlägt sich ein Fahrzeug bei jedem zehnten, schweren Unfall. Einer der härtesten Überschlagtests ist der geschraubte Überschlag, bei welchem das Fahrzeug mit ca. 70 km/h in Vorwärtsbewegung mit dem Dach auf den Fahrbahnbelag knallt. Während sich die positiven Auswirkungen von Vorschriften und Konsumentenschutztests bei Front- und Seitenkollisionen, bei welchen offene Fahrzeuge teilweise genauso gut abschneiden wie Limousinen, zeigen, sind bei Überschlägen mit offenen Fahrzeugen klar Defizite auszumachen.

 

Bei den beiden getesteten serienmässigen Cabriolets ist die Sicherheit für die Insassen dank verstärkter Karosserie zwar verbessert worden, die fehlende Dachstruktur kann aber nicht ersetzt werden. Während die Überrollschutzvorrichtungen bei den durchgeführten Überschlagtests den Belastungen standgehalten haben, ist der Scheibenrahmen trotz Verstärkung kollabiert, wodurch der Überlebensraum empfindlich beeinträchtigt wurde.

 

Das fehlende Dach kann aber auch mit besten Verstärkungs- und Überrollschutzmassnahmen nicht kompensiert werden. Auch wenn bei der Limousine der Scheibenrahmen eingedrückt wurde, ist dank stabiler Fahrgastzelle der Überlebensraum in genügendem Ausmass vorhanden geblieben und für die Insassen wird mit dem Dach ein direkter Kontakt von Kopf oder Armen mit dem Strassenbelag verhindert. Das Risiko für Körperkontakt mit dem Strassenbelag ist höchstens bei Seiten- oder Dachfenstern gegeben.

 

Bei offenen Fahrzeugen ist klar mit einer Beeinträchtigung des Überlebensraums zu rechnen und ein äusserst verletzungsträchtiger Kontakt mit dem Strassenbelag kann beim Überschlag kaum verhindert werden. Dazu kommt, dass die Fahrzeuge einen Überschlag nicht zwingend als Unfall detektieren und dadurch Gurtstraffer oder Airbags nicht ausgelöst werden. Systembedingt besteht beim Dreipunktgurt bei einem Überschlag das Risiko, dass der Oberkörper aus dem Schultergurt rutscht und das Rückhaltesystem dadurch seine Aufgabe nicht mehr genügend wahrnehmen kann. Dieser Effekt wird bei vielen Cabriolets durch die fehlende Höhenverstellung des Schultergurtes zusätzlich verschärft. Passive Überrollschutzbügel bieten dabei oft eine ungenügende Schutzwirkung, da diese aus Design-Gründen meistens zu wenig hoch ausgelegt werden.

 

Auch wenn heutige Cabriolets sowohl in der aktiven wie auch in der passiven Sicherheit sehr gut ausgestattet sind, muss für das Gefühl der Freiheit an der frischen Luft ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei einem Überschlag in Kauf genommen werden. (pd/ir)

 

www.dtc-ag.ch

 

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