11. Mai 2022

«Kassensturz» fragt: Schröpfen Schweizer Tankstellen Autofahrerinnen und Autofahrer?

Seit Kriegsausbruch in der Ukraine geht der Öl- und Benzinpreis durch die Decke. Italien oder Frankreich reagieren mit staatlichen Preissenkungen. Nicht so die Schweiz. Hier ist vergleichen angesagt. Aber brauchbare Webseiten oder Apps sucht man vergebens. Der «Kassensturz» hat recherchiert.

«Kassensturz» fragt: Schröpfen Schweizer Tankstellen Autofahrerinnen und Autofahrer?

Quelle: AdobeStock

Wer einen Überblick über die Benzinpreise verschiedener Anbieter will, muss selbst recherchieren gehen. Auch «Kassensturz» machte sich auf den Weg und besucht verschiedene Tankstellen in der Region Zürich-Aargau. Es zeigt sich ein typisches Bild: Zwischen der teuersten und der günstigsten Tankstelle liegt eine Preisdifferenz von 23 Rappen. Mit einer Tankfüllung kann man also durchaus gegen 15 Franken sparen. Und: Tankstellen, die in der gleichen Region angesiedelt sind, passen die Preise aneinander an.

 

Will man erfahren, wie so grosse Differenzen oder der Benzinpreis überhaupt zustande kommen, muss man wissen, wie sich der Preis zusammensetzt. Für die Höhe des Benzinpreises ist die Handelsspanne mitentscheidend. Sie beträgt aktuell 17 Prozent des gesamten Benzinpreises und beinhaltet den Gewinn und alle Kosten rund um die Tankstelle. Da gebe es grosse Unterschiede, sagt Ramon Werner, Herr über 500 Tankstellen von BP, Miniprix und Ruedi Rüssel: «Bei einer Tankstelle in Zürich sind die Betriebskosten höher als irgendwo auf dem Land.» Und dann komme noch der Wettbewerb hinzu: «Schreibt eine Tankstelle einen tiefen Preis aus, müssen die anderen in der Region auch günstig sein.»

 

Die Vermutung: Schweizweit spielt der Wettbewerb zu wenig. Das und die stark gestiegenen Benzinpreise rufen nun den Preisüberwacher auf den Plan. Stefan Meierhans bemängelt, es fehle in der Schweiz an Transparenz, Preistafeln am Strassenrand würden nicht ausreichen: «Was wir brauchen, ist eine systemische Transparenz über das ganze Land. Von Rorschach bis Genf, von Basel bis Chiasso sollte man wissen, welche Benzinpreise verlangt werden.» Dadurch würden die Anbieter gezwungen, tiefere Preise anzubieten.

 

Schweizer Tankstellen-Betreiber verdienen gut am Benzin. Studien belegen regelmässig, dass ihre Bruttomargen doppelt so gross sind wie in Deutschland oder Österreich. Zudem zeigt eine aktuelle Auswertung von Tamedia: Preisschwankungen bei Öl und Benzin gehen häufig zulasten der Kunden. Auffällig ist: Fällt der Ölpreis, reagiert der Benzinpreis kaum oder nur zögerlich.

 

Dass tagesaktuelle landesweite Preisvergleiche den Wettbewerb unter den Tankstellen fördern, zeigt das Beispiel Österreich. Dort finden Autofahrerinnen und Autofahrer schon seit über 10 Jahren die günstigste Tankstelle in ihrer Nähe auf der Internetseite «Spritpreisrechner.at». Tankstellenbetreiber müssen täglich ihre Preise an eine staatliche Stelle melden. Das drückt die Preise: Laut einer Studie sank der Benzinpreis satte um 23,4 Prozent, als die Massnahmen eingeführt wurden.

 

Für den Preisüberwacher eine gute Lösung: «Damit kann man Konsumentinnen und Konsumenten ein Instrument in die Hand geben, um Druck auszuüben; indem sie dort tanken können, wo es günstig ist.» Und so würden sich auch die Tankstellenbetreiber keine goldene Nase verdienen, sondern einem wirksamen Wettbewerb ausgesetzt sein. (pd/mb)

 

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