Europas grösster Softwarekonzern will Mitarbeitende mit Mobilitäts-Budgets weg vom Firmenwagen lotsen
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Europas grössten Softwarekonzern SAP plant, seinen Mitarbeitenden künftig als Alternative zum Firmenwagen ein flexibles Mobilitätsbudget anzubieten. Ein entsprechender Pilotversuch, den SAP im vergangenen Jahr gestartet hatte, soll schrittweise ausgeweitet werden.
Steffen Krautwasser, Head of Global Car Fleet bei SAP
"Das Mobilitätsverhalten hat sich durch Corona verändert", sagte der Flottenverantwortliche Steffen Krautwasser kürzlich in einem Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung. "Deshalb haben wir uns für die zweite Pilotphase entschieden, bei der wir das Angebot nicht nur auf urbane Regionen wie Berlin und Potsdam beschränken, sondern auf Standorte wie Walldorf mit einem weniger stark ausgebauten ÖV ausweiten." Man sei nun "sehr gespannt", wie es angenommen werde, so Krautwasser. Schliesslich betrete SAP Neuland, Erfahrungswerte aus anderen Konzernen gebe es seines Wissens nicht.
SAP bietet schon seit längerem als Alternative zum Dienstwagen die in Deutschland gängige Bahncard an. Doch die Beschränkung auf nur ein Verkehrsmittel sei für viele Mitarbeiter nicht die optimale Lösung, sagte Krautwasser. Das neue Mobilitätsbudget lasse sich daher aus mehreren Angeboten zusammenstellen, neben denen der Bahn auch verschiedene ÖV-Tickets, E-Roller, Car- oder Bikesharing, Mietwagen, Mitfahrdienste oder Taxi. Teilnehmende Mitarbeiter erhielten dafür pro Jahr ein festes, virtuelles Budget. Analog zum Dienstwagen seien damit nicht nur Fahrten zum Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit oder in den Urlaub abgedeckt. Lediglich das Flugzeug sei ausgenommen. Sollte am Jahresende noch etwas vom Budget übrig bleiben, werde es allerdings nicht ausgezahlt, sondern für nachhaltige Projekte ausgegeben. Die Höhe des Budgets sei für alle Teilnehmer gleich, erklärt Krautwasser, und richte sich nach dem Beschäftigungsgrad des Mitarbeiters.
Aus dem Pilotversuch in Berlin und Potsdam habe man bislang sehr positive Rückmeldungen erhalten, sagte Krautwasser weiter. Auch der Ablauf, also etwa das Einreichen der Belege, habe durchweg gut funktioniert. "Allerdings war der Zeitpunkt für den Pilotversuch sicher nicht ideal." Viele Mitarbeiter hätten zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie im Homeoffice gearbeitet und den ÖPNV eher gemieden.
Das Mobilitätsbudget sei als Beitrag zu der nachhaltigen Unternehmensstrategie zu sehen, sagte der Flottenmanager schliesslich. SAP will bereits 2023 CO2-neutral werden. Dazu gehöre es, Mitarbeiter zum Umstieg auf ÖV-Angebote zu ermuntern. Man wolle aber auch allen Beschäftigten ein Angebot machen, die bewusst kein Auto oder sogar keinen Führerschein besässen. "Von denen hatten wir regelmässig die Rückmeldung erhalten, dass sie sich Alternativen wünschen", sagte er. "Es wird aber sicher nicht für alle passen, das ist uns klar." Deswegen werde das Firmenwagen-Programm in jedem Fall weiter angeboten. (rk/pd)